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Erfolg: Deutsche Bank erteilt Hafenerweiterung eine Absage

Über den Tag der Hauptversammlung hinweg steigt der Druck auf die Deutsche Bank nochmal kräftig. Mit Erfolg: Die Bank schließt am Nachmittag eine Beteiligung am umstrittenen Hafenprojekt Abbot Point eindeutig aus. Bevor er richtig angefangen hat, ist bereits klar: Dieser Tag wird für die Deutsche Bank sehr unangenehm. Morgens um neun in Frankfurt: Hunderte Aktionäre […]

Über den Tag der Hauptversammlung hinweg steigt der Druck auf die Deutsche Bank nochmal kräftig. Mit Erfolg: Die Bank schließt am Nachmittag eine Beteiligung am umstrittenen Hafenprojekt Abbot Point eindeutig aus.

Bevor er richtig angefangen hat, ist bereits klar: Dieser Tag wird für die Deutsche Bank sehr unangenehm. Morgens um neun in Frankfurt: Hunderte Aktionäre der Deutschen Bank strömen aus der U-Bahn-Station Messe – und viele bleiben erstmal verdutzt stehen: Auf ihrem Weg in die Hauptversammlung der Deutschen Bank müssen sie sich ihren Weg durch ein Spalier aus Großplakaten bahnen – gehalten von Aktivist/innen von Campact und dem WWF. Die Plakate zeigen den Aktionären, vor welcher Wahl die Bank steht: die bunten Unterwasserwelt des einzigartigen Weltnaturerbes oder die schmutzigen Zukunft eines industrialisierten Riffs. Als Clownfische und Taucher verkleidete Aktivisten verteilen Flugblätter und Klatschpappen. Viele Aktionäre schauen sichtlich überrascht. “Was hat denn die Deutsche Bank mit dem Great Barrier Reef zu tun?”, fragt mich eine ältere, teuer gekleidete Frau. “Die Bank will mit einem Kohlehafen am Great Barrier Reef Geld verdienen – das Weltnaturerbe ist in Gefahr”, erkläre ich. Die Reaktion: Empörtes Kopfschütteln.

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Kurze Zeit später sieht es bereits so aus, als ginge ein solches Kopfschütteln durch die ganze Republik. In den Medien sind die Aktivitäten am Riff ein großes Thema. Schon am Dienstag hat Campact mit australischen Partnern in der Financial Times mit einer ganzseitigen Anzeige für Aufsehen gesorgt. Heute berichtet das Handelsblatt, die wichtigste deutsche Wirtschaftszeitung, prominent über die Verstrickung der Deutschen Bank in den Kohlehafen Abbot Point. Viele Meldungen über die Hauptversammlung – in Funk, Fernsehen und Internet – erwähnen das Thema.

Die Welle der Aufregung schwappt schließlich auch in die Hauptversammlung. Mehrere Redner/innen stellen kritische Nachfragen zum Engagement am Great Barrier Reef und fordern die Bank zum Ausstieg auf – darunter der australische Aktivist Tony Brown, der exta für die Hauptversammlung um die halbe Welt geflogen ist. Am Nachmittag übergeben wir unsere inzwischen mehr als 200.000 Unterschriften an die Nachhaltigkeitschefin der Bank. Sie signalisiert: Die Bank ist alarmiert von dem Wirbel, den wir in kurzer Zeit erzeugt haben. Und fügt mit Bezug auf weitere Geschäfte am Reef hinzu: “Für uns ist das kein Thema.” Und tatsächlich: Die Australier, die in der Hauptversammlung sitzen, schicken wenig später eine SMS: Gerade habe der Chef der Bank, Jürgen Fitschen, auf die Vorwürfe reagiert und und erklärt: Die Deutsche Bank kann schon deswegen nicht in das Projekt einsteigen, weil die UNESCO Bedenken geäußert hat. Wir vermuten zunächst, dass sich die Bank wegducken und die Verantwortung an die UNESCO abschieben will. Doch kurze Zeit später sagt es der Vorsitzende des Aufsichtsrats, Paul Achleitner, nochmal deutlicher: “Wir haben mit dem Projekt nichts zu tun und werden dort auch künftig nicht einsteigen.” Großer Jubel. Denn damit ist klar: Wir haben einen wichtigen Erfolg für die Rettung des Great Barrier Reefs errungen – und anderen Banken gezeigt, dass man sich am Kohlehafen Abbot Point nur eines verdienen kann: einen schlechten Ruf.

Mit diesem Rückenwind wird es für unsere australische Schwesterorganisation GetUp und ihre Bündnispartner nun leichter, den Hafenausbau auf dem Klageweg endgültig zu verhindern. Dass in Australien einer der weltgrößten Kohlehäfen entsteht und das Great Barrier Reef der Ausbeutung eines riesiges Kohlevorkommen ausgebeutet wird, ist mit dem heutigen Tag ein ganzes Stück unwahrscheinlicher geworden.

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Autor*innen

Dr. Chris Methmann ist Geschäftsführer von foodwatch Deutschland. Vorher hat er bei Campact Kampagnen geleitet. Als langjähriger Aktivist und Campaigner in der Klimabewegung streitet er für ein Ernährungssystem, das die Grenzen unseres Planeten endlich respektiert – und setzt sich dafür ein, dass nur ehrliches, gesundes und zukunftsfähiges Essen auf unseren Tellern landet. Alle Beiträge

24 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Danke liebe CAMPACT-Aktive für erfolgreiche die Deutsche Bank Aktion!
    Jetzt geht´s anscheinend woanders weiter, der Handelsblatt Bericht wurde gestern schon gepostet, jetzt gibt´s hier auch ein Video zu der deutschen Staatsbank KfW-IPEX, mit Sigmar Gabriel als „Bundes-Wirtschafts-Promotor-Minister“:

    http://www.handelsblatt.com/video/handelsblatt-in-99-sekunden/handelsblatt-in-99-sekunden-das-schmutzige-kfw-geschaeft/10126802.html

    Da bedarf es für Herrn Gabriel ja anscheinend noch einiges an Aufklärungsarbeit! Wer berät ihn da, daß er die Warnungen bzw. Ablehnungen solcher problematischen Investitionen des wissenschaftlichen Beirates seiner eigenen Bundesregierung nicht kennt oder einfach ignoriert? Kann die deutsche Industrie nur mit solchen Methoden und solchen Bauprojekten existieren?

    Wenn es schon noch Kohle als Energierohstoff braucht für eine Übergangs- und Restzeit, dann muss man das doch nicht mit solchen Gigantismus-Investitionen manifestieren, finde ich. Die jetztigen Strukturen funktionieren doch auch und sollten langsam zurückgebaut werden.

  2. Die staatliche Förderbank KFW übernimmt nun Teilfinanzierung in weiterem Kohlehafenprojekt über ihre Tochter IPEX:

    „…Die KfW versteht die Aufregung nicht und verteidigte das Engagement ihrer Tochter Ipex-Bank, die mit 110 Millionen Euro den Ausbau des Kohlehafens Wiggins Island unterstützt. “

    http://www.handelsblatt.com/politik/deutschland/kohlehaefen-am-great-barrier-reef-gabriel-soll-das-riff-retten/10126574.html

    Sie zieht sich aus der Affäre über ein Gutacten aus 2010 und das der Hafen 600km vom Riff entfernt sei.

    UMweltschützer fordern von Gabriel ein Veto auf der diese Woche anberaumten Sitzung.
    Das Thema könnte bereits am Mittwoch (2.7.2014) auf der Agenda der Sitzung des KfW-Verwaltungsrats stehen.

  3. Ob mit oder ohne die Deutsche Bank wird der Hafen wohl realisiert werden, was bedauerlich und zutiefst schade ist , insbesondere wenn man mal dort war und am Reef geschwommen ist und getaucht hat.Trotzdem gute Aktion, da gezeigt ist , dass es Leute gibt die hingucken was abgeht.Manchmal genügt das schon…
    Danke !

  4. Hallo Angelika,
    sollte dort Geld zu machen sein wird es für die Deutsche Bank garantiert eine Hintertür geben. Der offizielle Ausstieg ist reine Imagepflege. Und wie die Erfahrung gezeigt hat, haben Banken sehr viele Hintertürchen. Wenn man die alle auf macht, gibt es bekanntermaßen Durchzug und das Geld weht herein.

  5. Herzlichen Dank campact – und weiter so. Dafür spende und unterzeichne ich jederzeit gerne.

  6. Chris, ich wünsche dir viel kraft und energie um uns weiterhin auf den Laufenden zu halten über solche Praktiken von Banken und Großkonzerne. So können wir doch was verändern und nicht resignieren. „Was kann ich schon ausrichten“ wie viele meinen.

  7. Ich traue den Smarozern der Deutschen Bank nicht,das hat seine Gründe. Das Geldgeile Gesindel hat mit Sicherheit seine Smutzigen Finger über Tochterunternehmen noch drin. Die hat doch die Umwelt noch nie interessiert, es sei denn man hat kräftig abgesahnt und Anleger übers Ohr gehauen. Das können die doch nur.

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