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Hamburg 2021: Theater – Einfalt statt Vielfalt?

Die “Hamburger Zukunftspost” berichtet: Schauspieler und Bühnenpersonal zahlreicher Hamburger Theater sind in einen einwöchigen Streik getreten. Damit protestieren sie gegen eine Entscheidung des Hamburger Senats, die Zuschüsse um 50% zu kürzen. Der Grund: Eine drohende Investitionsschutzklage dank TTIP.

Was wäre wenn … TTIP und CETA doch durchkämen? Wie sähe Hamburg im Jahr 2021 aus, wenn die Konzernlobby sich durchsetzen würde? Heute: Das Beispiel Theater. Die “Hamburger Zukunftspost” berichtet:

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Hamburg 2021: Mietpreisbremse im Griff der Konzerne?

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Hamburg im Mai 2021

Schauspieler und Bühnenpersonal zahlreicher Hamburger Theater, darunter das Schauspielhaus, das Thalia und das Ohnsorg Theater, sind in einen einwöchigen Streik getreten. Die Bühnen bleiben eine Woche lang dunkel. Damit protestieren sie gegen eine Entscheidung des Hamburger Senats, die Zuschüsse um 50% zu kürzen.

Der Streik gilt als Verzweiflungstat: Mehreren Häusern droht die Schließung, darunter das renommierte Schauspielhaus und zahlreiche kleinere private Theater. “Das ist das Ende der Hamburger Theatervielfalt”, erklärt die Intendantin des Schauspielhauses.

Der Sprecher des Hamburger Senats bedauerte die Entscheidung. Dem Senat seien die Hände gebunden. Er unterliege einem Sachzwang, da zukünftig auch die fünf Musicals des Stage Entertainment Konzerns Anspruch auf Förderung hätten. Da die knappe Haushaltslage keine Aufstockung des Gesamtbudgets erlauben, müssten die Mittel für die bisher geförderten Theater stark gekürzt werden.

Wie es dazu kam

Wie Insider der Senatsverwaltung berichten, ergebe sich der Anspruch des Stage Entertainment Konzerns auf Fördermittel aus den Verpflichtungen Hamburgs aus dem 2017 abgeschlossenen EU-USA-Handelsabkommen TTIP. Wie schon zuvor im EU-Kanada-Abkommen CETA hatte die EU beim Abschluss von TTIP 2018 zwar Ausnahmen für Unterhaltungsdienstleistungen eingetragen, diese erstreckten sich jedoch nicht auf die Sonderregeln zum Investitionsschutz.

Der Stage Entertainment Konzern habe nun den Senat wissen lassen, dass die bisherige Benachteiligung der fünf Hamburger Musicals bei der Mittelvergabe gegen seinen Anspruch auf “faire und gerechte Behandlung” verstoße. Der Konzern machte deutlich, dass er bereit sei, diesen Anspruch als Investor über sein Tochterunternehmen Stage Entertainment USA wahrzunehmen. Er drohte mit einer Investitionsschutzklage auf Gleichbehandlung mit öffentlichen Theatern.

Die neue Zukunft des Schauspielhauses

Der Stage Entertainment Konzern verweigerte jeden Kommentar zu diesem Vorgang. Aus Kreisen des Senats wird jedoch berichtet, der Konzern plane, nach der Schließung das Schauspielhaus als Spielstätte für sein neues Musical “The winner takes all” zu übernehmen.

Hier endet der Bericht der Hamburger Zukunftspost. Aber muss es soweit kommen?

Eine düstere Vision, die auf unserer Studie “TTIP und CETA in Hamburg” basiert. Doch muss es soweit kommen? Nein, denn CETA und TTIP können noch gestoppt werden. Hamburg hat im Bundesrat einen gewichtigen Einfluss darauf, ob die beiden Abkommen in Kraft treten. Denn wenn der Bundesrat nicht zustimmt, dann scheitert die Ratifizierung von CETA.

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Autor*innen

Jörg Haas, Jahrgang 1961, war Campaigner bei Campact. Nach einem Berufseinstieg in die Entwicklungszusammenarbeit in einem Regenwaldprojekt in Ecuador war er lange Jahre als Ökologiereferent für die Heinrich-Böll-Stiftung tätig. 2008 wechselte er als Programmdirektor zur European Climate Foundation. Intensives Engagement in den UN-Klimaverhandlungen in Kopenhagen. Ohne öffentliche Mobilisierung fehlt jedoch der Handlungsdruck - daher der Wechsel zu Campact, zuerst als Pressesprecher, dann als Campaigner. Alle Beiträge

9 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Ich find´s gut, einem den komplizierten Sachverhalt anhand drastischer Fallbeispiele vor Augen zu führen. Soll später niemand sagen: „Achso? Hamwer ja nicht ahnen können“.

  2. Es sind noch weitere Horrorszenarien denkbar.

    Fiktion:
    Die Hubbard Hamburg Universität hat auf dem Vergleichsweg eine Anerkennung als förderwürdige Bildungseinrichtung zuerkannt bekommen und erhält in diesem Zuge eine jährliche öffentliche Zuwendung in Höhe von umgerechnet 4 Millionen $. Die Behörde für Wissensschaft und Forschung bedauert, dass der Haushalte der Hochschule für bildende Künste sowie der Hochschule für Theater und Musik in gleicher Höhe gekürzt werden müsse.

    Die Kürzung werde teilweise dadurch abgemildert, dass die private Musicalhochschule einen Teil der Studenten übernehmen könne.

    Durch den Vergleich konnte eine Klage wegen Wettbewerbsbenachteiligung abgewendet werden.
    :Fiktion Ende

  3. Liebe Campact-Leute, als Unterzeichner der ersten Stunden gegen CETA, TIPP und bestimmt dann auch TISA möchte ich Euch doch darauf hinweisen, dass es mehr als fragwürdig ist, wenn Ihr konkrete Unternehmen schon mal pro forma als TIPP-Gewinner darstellt und als Zerstörer der kulturellen Vielfalt in Hamburg identifiziert. Fragwürdig auch aus dem Grund, da Ihr diese dadurch diffamiert für etwas, worüber zu diesem Zeitpunkt nur spekuliert werden kann. Im Gegensatz hierzu ist es jedoch sehr aktuell, der Politik jetzt mal derart den Rücken zu stärken, so dass diese heute eine sinnvolle und mutige Entscheidung trifft, die eben nicht zu vermuteten Wohlfahrtsverlusten führt und die kulturelle Vielfalt verhandelbar macht, eben gegen TIPP einsteht. Sicherlich lässt sich darüber streiten, was nun Kultur ist und was nicht. Doch gegen die eigenen Leute zu schießen hat noch nie irgend jemanden überzeugt. Ob Schauspielhaus, Thalia oder exemplarisch am Theater im Hafen, an all den Häusern arbeiten BürgerInnen, die durchaus in der Lage sind, TIPP zu begreifen und von denen bestimmt schon mehr als ein paar Wenige gegen das Abkommen unterzeichnet haben. Die Stage ist kein schlechter Arbeitgeber. Wie alle anderen Unternehmen muss auch sie sicherlich hin und wieder an soziale Pflichten erinnert werden. Genauso wie die Politik auch. Doch im Zusammenhang mit TIPP braucht man die Stage garantiert nicht jetzt schon als bösen Buben unter eine Laterne stellen. Dahingegen würde mich vielmehr interessieren, welche Unternehmen tatsächlich hinter den Lobbyisten stehen, die Einfluss auf das Handelsabkommen nehmen. Nicht, um diese zu diffamieren, sondern um mehr Transparenz in die Sachlage zu bringen. Darauf solltet Ihr Eure Energie verwenden.
    Viele Grüße, natürlich ein Mitarbeiter des Theaters im Hafen

    • Hallo Herr Schmitt,
      danke für das Feedback!

      Der Beitrag ist Fiktion und als solche auch klar gekennzeichnet. Es geht nicht darum, irgendeinen Arbeitgeber schlecht zu machen, einem Unternehmen etwas zu unterstellen, oder es als „bösen Buben unter eine Laterne zu stellen“. Sondern darum, die Möglichkeiten, die TTIP und CETA eröffnen, zu veranschaulichen. Dazu dient diese Fiktion, nichts weiter.

      Wir müssen gegen TTIP und CETA uns wehren, weil sie die beschriebenen Szenarien ermöglichen. Es sollte nicht vom guten Willen eines Unternehmens abhängig sein, ob es diese Möglichkeiten ausnutzt oder nicht. Denn wenn solche Szenarien möglich werden, wird sich früher oder später (vielleicht erst 2030 und nicht die Stage) ein Unternehmen finden, das diese Potentiale nutzt.

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