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Wie ich zusammen mit 11.000 anderen bei Verdi den Kohlestaub aufwirbelte

Weil die Gewerkschaft Verdi sich auf die Seite der Kohlelobby schlug, startete Hendrick Huyskens eine Petition auf WeAct.

Weil die Gewerkschaft Verdi sich auf die Seite der Kohlelobby schlug, startete Hendrick Huyskens eine Petition auf WeAct. Innerhalb kurzer Zeit unterschrieben mehr als 11.000 weitere Verdi-Mitglieder. Der Initiator der Petition erklärt, warum das für die Dienstleistungsgewerkschaft ganz schön unangenehm wurde.

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Wir erinnern uns – im Frühling schlug Sigmar Gabriel den Klimabeitrag für besonders alte und dreckige Kohlemeiler vor. Umweltverbände lobten die zaghafte Maßnahme als einen Einstieg in den Ausstieg aus der Kohle. Einige Gewerkschaften hingegen liefen zusammen mit den großen Energiekonzernen RWE und Vattenfall Sturm gegen den Vorschlag. Und zwar nicht nur die Bergbau-Gewerkschaft IGBCE, sondern auch die Dienstleistungsgewerkschaft Verdi, bei der über zwei Millionen Menschen organisiert sind. Die meisten von ihnen haben mit der Kohlekraft gar nichts zu tun. Viele arbeiten sogar bei Stadtwerken, deren Gaskraftwerke durch den billigen Kohlestrom in wirtschaftliche Probleme geraten.

Als Verdi-Chef Frank Bsirske dann die Fantasiezahl von 100.000 gefährdeten Arbeitsplätzen aufwarf und Verdi gemeinsam mit der IGBCE zu einer Großdemo mobilisierte, reichte es mir und ich startete die Petition „Trommeln gegen den Kohleausstieg? Das ist nicht mein Verdi!“ auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact. Innerhalb weniger Wochen überschritten wir die Zahl von 11.000 Unterschriften und mich erreichten viele ermutigende Kommentare von langjährigen Verdi-Mitgliedern.

Was hat es gebracht?

Die Petition verursachte einigen Medien-Wirbel. Sogar das Deutschlandradio berichtete. Und für die Gewerkschaft wurde es erst mal unangenehm. Einen Übergabetermin lehnte Verdi-Chef Frank Bsirske dennoch leider ab – schade. Auch Medienanfragen zum Thema ignoriert er. Er ist anscheinend momentan nicht so mehr erpicht darauf, sich zum Thema Kohle zu äußern. Und den Klimabeitrag begrub die Bundesregierung kurz darauf.

Das Ziel haben wir mit unserer Petition zwar nicht erreicht. Aber eine wichtige Diskussion innerhalb von Verdi weiter befeuert. Und wenn das Thema Kohle wieder hochkocht, der Klimabeitrag im Bundestag verhandelt und wieder versucht wird Arbeitnehmer/innen und Umweltbewegte gegeneinander auszuspielen, können wir die Petition wieder ausgraben, weitere Unterschriften sammeln und die Entscheidungsträger damit konfrontieren. Und dass das Thema wieder hochkochen wird, daran habe ich angesichts der wachsenden Anti-Kohlebewegung keinen Zweifel.

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8 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Liebe KollegInnen,

    Kritik und sehr scharfe Kritik ist richtig und wichtig, der Austritt auf keinen Fall. Dazu ist ver.di zu wichtig. Frank Bsirske mag noch schmollen wie der dumme Junge, als der er sich in diesem Punkt verhält. Er wird zurücktreten oder sich bewegen müssen. Und das schaffen wir mit Druck von außen UND innen. Kohle hat keine Zukunft und am Bergbau in Afrika und Südamerika klebt noch zusätzlich das Blut dieser KollegInnen. Wir helfen ihnen nicht, indem wir austreten. Wir helfen ihnen, indem wir ver.di zwingen, sich dem sofortigen und weltweiten Umstieg in regenerative Energien zuzuwenden. Wir brauchen ein starkes ver.di, das dafür sorgt, dass die Umstieg sozial und gerecht zugeht. Ich will kein zweites Rheinhausen erleben, eine Stadt, die mal eben dicht gemacht, deren BürgerInnen mal eben erwerbslos werden. Wir brauchen also ver.di, um die Energie zunächst in Europa, dann international zu sozialisieren. Und dazu brauchen wir Mitglieder! Kritisch und kämpferisch!

  2. Lieber Kollege Huyskens,
    vielen Dank für deine lobenswerte Initiative. Ich habe sie hier in Bielefeld unterstützt, indem ich ein Gespräch mit den zuständigen Vorstandsmitgliedern des Verdi-Bezirks über das Thema geführt habe.
    Übrigens deutet sich hier schon der nächste Akt an:
    http://www.stahl-online.de/index.php/themen/energie-und-umwelt/emissionshandel/
    Die deutsche Stahlindustrie jammert schon jetzt, weil der Emissionshandel vielleicht ab 2020 tatsächlich eine gewisse Wirkung für den Klimaschutz entfalten könnte – so wie es ursprünglich um die Jahrtausendwende geplant war bei diesem Konzept. Schau’n wir mal, wie sich die IG Metall dazu stellen wird! Wird der IGM-Führung wohl einfallen, dass sie auch die Produzenten von Windrädern, Solarzellen usw. organisiert?

    Mit solidarischen Grüßen
    Jens J. Korff M. A.
    BUND Regionalgruppe Detmold

  3. Seit April 1968 bin ich Mitglied in DGB-Gewerkschaften, zuletzt seit 1982 in der ÖTV (jetzt Ver.di).
    In den 1970er wurde ich mit Ausschluss bedroht, weil ich gegen Atomstrom war. Und jetzt vertritt wieder der Vorsitzende einer großen Gewerkschaft eine andere, eigentlich asoziale, Energieerzeugung.
    Es fällt schon schwer Mitglied zu bleiben.

  4. Für mich ist die Postion von Verdi zum Thema „Kohle“ und Klimapolitik Grund genug, nach über 25 Jahren Mitgliedschaft aus der Gewerkschaft auszutreten!
    Wilfried Herold

  5. Hallo Herr Bsirske
    Solche Leute wie sie sind mit der Grund warum ich in keiner Gewerkschaft bin. Sie sollten zurück treten. Es ist unerträglich das sie an einer überholten Technologie festhalten anstatt die Arbeitspätze in Deutschland mit neuen sauberen inovativen Technologien zu sichern.
    Mfg P. Jesse

  6. Hallo Herr Huyskens,

    vielen Dank für das Engagement. Schade, das der gewählte Vorsitzende keine Zeit findet sich mit den Belangen von einer großen Anzahl Mitglieder (und 11 000 sind eine ganze Menge) auseinander zu setzen. Auch ich finde das agieren von ver.di hier unerträglich.

    Ein weiterer Punkt, der mir zur Zeit schwer auf dem Herzen liegt, ist ver.di’s Engagement GEGEN die Bewegung in Deutschland Pflegekammern zu errichten. Ver.di macht da gemeinsam Front, unter anderem mit dem Bundesverband der privaten Altenheimbetreiber (die häufig nicht mal Tariflohn zahlen).

    Alles in allem zeichnet sich für mich ab, das mich diese Gewerkschaft nicht mehr vertritt. Weder in Arbeitspolitischen Fragen, noch in Gesamtgesellschaftlichen …

    Viele Grüße

    Jörg

    • Hallo Jörg,
      ich kann dir nur zustimmen. Mir und meiner Frau war das Agieren von Herrn Bsirske unerträglich. Obwohl wir wissen, dass wir ver.di einiges zu verdanken haben, hat uns das Gewissen hier eindeutige Zeichen gegeben und wir sind ausgetreten. Allerdings mit der Anmerkung, dass wir wieder an Bord sind, sobald ver.di eine vernünftige Klimapolitik betreibt.
      Viele Grüße Bodo

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