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Seebär mit Herz – warum er für seine Heldentat verhaftet wird

Es klingt wie ein Film aus Hollywood, ist aber leider Realität: Als Kapitän Schmidt 37 Flüchtlinge aus akuter Seenot rettet, gerät der Seemann in Gefahr und wird wegen „Menschenschmuggel“ angeklagt. Er kommt ins Gefängnis. Die Geschichte von einem Mann, der das Richtige tat und dafür viel einstecken musste:  Alles beginnt vor der libyschen Küste: Kapitän Schmidt und seine Crew sind eigentlich mit […]

Es klingt wie ein Film aus Hollywood, ist aber leider Realität: Als Kapitän Schmidt 37 Flüchtlinge aus akuter Seenot rettet, gerät der Seemann in Gefahr und wird wegen „Menschenschmuggel“ angeklagt. Er kommt ins Gefängnis. Die Geschichte von einem Mann, der das Richtige tat und dafür viel einstecken musste: 

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Alles beginnt vor der libyschen Küste: Kapitän Schmidt und seine Crew sind eigentlich mit Hilfsgütern auf dem Weg Richtung Jordanien, als sie plötzlich am Horizont ein kleines Schlauchboot entdecken. Das kleine Boot ist in einem schlechten Zustand und die 37 Passagiere bangen um ihr Leben. Kapitän Schmidt nimmt die Flüchtlinge an Board – es ist seine Pflicht nach internationalem Seerecht Menschen in Seenot zu retten. Was aus dieser richtigen Entscheidung folgt ahnt er in diesem Moment nicht.

Keine Hilfe in Sicht

Die Probleme setzen schnell ein: Es findet sich kein Hafen, an welchem das Boot anlegen kann. Außerdem wird das Schiff wird von Kriegsschiffen, Polizei und Helikoptern belagert. Tagelang irren sie so ohne Zielhafen aufm dem Meer umher. Die italienische Regierung verweigert dem Boot die Einreise. Die Crew ist am Ende, sogar Papst Johannes Paul betet für sie. Trotz allem gibt es weder Unterstützung von der deutschen Bundesregierung noch von anderen Staaten.

Der internationale Skandal nimmt seinen Lauf

Nach Wochen auf See entscheidet der Kapitän eine Notmeldung abzusetzen und trotz Verbot in einen italienischen Hafen einzulaufen. Er kommt ins Gefängnis und der internationale Skandal nimmt seinen Lauf. Der Prozess gegen ihn und Teile seiner Crew dauert mehr als 5 Jahre und kostet 900.000 Euro. Am Ende werden sie vom Vorwurf des Menschenhandels freigesprochen. Heute ist Stefan Schmidt, 75, Zuwanderungsbeauftragter des Landes Schleswig-Holstein und engagiert sich in der Flüchtlingshilfe. Er glaubt fest daran, dass Begegnungen von Flüchtlingen und der lokalen Bevölkerung Vorurteile abbauen können und Verständnis für einander stärken.

“Ich spürte eine Wut in mir, eine Empörung, die meinen Glauben an die Rechtsstaatlichkeit in Europa erschütterte, doch in vielen Jahren auf den Meeren habe ich gelernt, meine Gefühle zu kontrollieren. Nach Anklage eines italienischen Staatsanwaltes drohten mir vier Jahre Gefängnis und eine Geldstrafe von 400.000 Euro, weil ich 37 Leben gerettet habe. Weil ich Schiffbrüchige an Bord nahm, die in einem beschädigten Schlauboot auf offener See trieben und ohne Hilfe die nächsten Stunden nicht überlebt hätten. Manchmal erscheinen mir das Gerichtsverfahren und die Reaktionen mancher deutscher Medien darauf wie Passagen aus einem Roman von Franz Kafka, in den ich hinein geriet.“

Quelle: https://www.ankerherz.de/blog/kapitaen-schmidt-rettung-skandal-knast/

Mehr als 10 Jahre liegt die Rettungsaktion von Kapitän Schmidt nun zurück- doch auch heute gibt es mutige Menschen, welche sich der zivilen Seenotrettung im Mittelmeer annehmen. Und das ist wichtiger den je:   2016 war das tödlichste Jahr im Mittelmeer. Mehr als 5000 Menschen sind auf ihrer Flucht ertrunken. Erst kürzlich haben wir über die Crew der Sea-Watch und ihren unermüdlichen Einsatz berichtet. Hier gehts zum Artikel:

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Zitat von Ruben Neugebauer, Sea-Watch. Grafik: Zitrusblau/Campact

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Autor*innen

Campaignerin- Lara Dovifat, Jahrgang 1990, hat Sozialwissenschaften an der Humboldt Universität Berlin sowie in Russland, Litauen und der Ukraine studiert. Während ihres Studiums war sie u.a bei einer PR Agentur für nachhaltigen Konsum, SumofUs.org, dem ZDF sowie am Institut für Sozialwissenschaften im Bereich Stadtentwicklung und Gentrifizierung tätig. Die letzten Jahre hat sie in der Medikamentenkampagne von Ärzte ohne Grenzen in Berlin und Johannesburg gearbeitet. Darüber hinaus setzt sie sich für Menschenrechte & Pressefreiheit in Osteuropa und Belarus ein. Alle Beiträge

2 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Wirklich eine Schande das der Gesetzgeber die Leute, die wirklich helfen, benachteilgt. Eine weiters Zeichen das sich in der EU einiges ändern muss

  2. Es fehlen einem die Worte. Kein Wunder, dass „vernünftige Menschen“ den Glauben in diesen Staat und Europa mehr und mehr verlieren. Wenn man weiter denkt, kann das kein gutes Ende nehmen.

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