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Dieses Glyphosat-Gutachten gefährdet unsere Gesundheit – Experten erklären warum

Die Europäische Chemikalienagentur (ECHA) vermeldet: Glyphosat sei nicht krebserregend. Doch Experten zweifeln an diesem Ergebnis – denn die Agrarindustrie ist tief in die Bewertung verstrickt.

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Die EU-Kommission wollte Glyphosat im letzten Jahr für weitere 15 Jahre neu zulassen – doch dafür fehlte die nötige Mehrheit unter den Mitgliedsstaaten der Europäischen Union. Folglich wurde das Pestizid nur für weitere eineinhalb Jahre zugelassen. Dies war auch ein Erfolg unserer europaweit koordinierten Proteste. Im Dezember 2017 laufen diese eineinhalb Jahre schon wieder ab. Deshalb muss die EU-Kommission noch in diesem Jahr entscheiden, wie es mit dem Ackergift weitergeht.

Bei der Entscheidung soll ein neues Gutachten helfen. Deshalb arbeitete die ECHA über Monate an einer Neubewertung des Pflanzengifts. Mit dem Ergebnis wurde erst im Sommer gerechnet. Heute die große Überraschung: Die ECHA verkündet frühzeitig ihr Urteil. Es ist anzunehmen, dass unsere Europäische Bürgerinitiative (EBI) gegen Glyphosat sie mächtig unter Druck gesetzt hat, denn schon fast 500.000 Menschen haben europaweit unterzeichnet. Doch trotz aller Zweifel hält die ECHA Glyphosat für nicht krebserregend.

Ein Brief sorgt für Zweifel: Das Gutachten bezieht sich auf Industrie-Studien

Nur wenige Tage vor diesem unerwarteten Urteil, wurde ein brisanter Brief veröffentlicht, der erheblich an der Glaubwürdigkeit der ECHA-Studie rüttelt. Greenpeace, Avaaz, Global2000 und weitere beschreiben in dem Brief, wie sich die Behörde in ihrer Bewertung von Glyphosat auf Studien stützt, die nicht öffentlich zugänglich sind. Die ECHA benutzt für das Gutachten Studien, die nicht von unabhängigen Wissenschaftlern geprüft werden können, weil sie unter Verschluss sind. Damit untergräbt die Methodik der ECHA das Wesen der Wissenschaft und gefährdet die Gesundheit der Verbraucher/innen.

„Die Frage, ob Glyphosat krebserregend ist, betrifft Millionen Menschen in Europa. Darum müssen die Wissenschaftler, welche die Befunde für die EU bewerten, komplett unabhängig sein, speziell was Industrie-Interessen angeht.“ Franziska Achterberg, Greenpeace

Brisant ist zudem, dass eine zentrale Figur direkt von einem Interessenkonflikt betroffen ist: Tim Bowner ist der Chef der ECHA-Arbeitsgruppe, welche die Neubewertung vornahm. Er sollte innerhalb dieser Arbeitsgruppe unvoreingenommen über Glyphosat urteilen. Doch seine berufliche Erfahrung besteht bisher vor allem aus Beratungstätigkeiten für die chemische Industrie. Er war unter anderem für die Beratungsfirma TNO tätig, die von sich selbst sagt, man helfe der chemischen Industrie indem man „Kosten senke und neue Produkte schneller auf den Markt bringe“.

Die EU darf sich nicht auf fragwürdige Studien verlassen. Hilf mit, die EBI noch stärker zu machen!

Unterzeichne unsere Europäische Bürgerinitiative und hilf mit Glyphosat zu stoppen.

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Autor*innen

… studierte Kulturwissenschaften und Friedensforschung. Danach arbeitete sie im Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg und bei Greenpeace Deutschland. Sie ist Mitgründerin der deutschen Zweigstelle der nobelpreisgekrönten International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN). Alle Beiträge

13 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Wir haben jedes Jahr 3500 Verkehrstote schaffen wir die Autos ab.NEIN
    Wir haben jedes Jahr 8500 Tote im Haushalt schaffen wir den auch ab.NEIN
    Wir habe jedes Jahr mehrere 1000 Tote beim Sport schaffen wir den Sport
    ab.NEIN
    Ich kenne kein Menschen der durch Glyphosat ums Leben gekommen ist.
    Krankenhauskeime mehrere 100 Tote jedes jahr.
    Der Wirbel der um das Herbizid sind alles linksgrüne Spinnerein.
    Schönen Tag noch

    • Hallo Waldemar,

      seit 2009 hat die EU eine Verordnung, in der steht: Pestizide, die grundsätzlich das Potential haben, Krebs zu erregen, müssen verboten werden. Und das ist bei Glyphosat der Fall. Es müsste also eigentlich eindeutig verboten werden. Pestizide landen über die Äcker direkt in unser Essen, und das fatale ist ja, dass die Bürger/innen nicht über die Gefahren aufgeklärt werden. Wenn ich Auto fahre, weiß ich, da ist ein gewisses Risiko. Wenn ich ein Brötchen esse, dann sagt mir keiner: Da gibt es auch ein Risiko. Dabei gibt es das.

      Ich kann Deine Logik zwar verstehen, aber dann müssten sich die Industrie und die Behörden hinstellen und sagen: Ja, es ist krebserregend, aber wir wollen es trotzdem. Aber das machen sie ja nicht. Sie leugnen die Gefahr, dabei zeigen Monsantos eigene Studien (!) den Krebs-Effekt.

      Viele Grüße,
      Maria

  2. Nur ein kleiner sprachlicher Hinweis: Im Titel des Blog-Posts steht, dass das Gutachten krank macht. Das ist nicht gemeint.
    Glyphosat kann krank machen. Und es schadet massiv der Umwelt und trägt dazu bei, dass künftige Ernten geringer ausfallen. Dazu steht auch ein guter Beitrag im aktuellen Schrot & Korn.
    Das Gutachten ist natürlich ein Mittel der Aufklärung.

  3. Macht euch die Erde untertan. So stehts geschrieben. Wenn da mal was schiefgeht, ist nicht so schlimm, denn was sind die zweihundert Jahre der „Industriekultur“ im Verhältnis zu den vermutlich mehreren Milliarden Jahren der Erdgeschichte.
    Man soll das nicht überbewerten.

    Gruß Gert

  4. Das schon immens viele Landwirte und Im Weinbau tätige Menschen mit der Diagnose Ösöphaguscarzinom elendig verreckt sind, ich sage bewusst verreckt weil diese Krankheit das schlimmste aller Krebsarten ist, redet kein Mensch darüber. Vom Himmel fallen kann diese Diagnose wohl nicht. Allein schon das ungeschuüzte Arbeiten beim Befüllen der Sprühgeräte und wenn mal eine Düse verstopft ist wird sich unter Druck die Brühe über die Hände laufen lassen. Es macht die Hände ja schön sauber bis in die tiefsten Poren der Haut.Ich könnte hier noch viele haarstreubende Beispiele bringen. Ich sage schon seit fast 20 Jahren das Glyhphosat ein vieles dazu beigetragen hat. In der Landwirtschaft wird es in der Huptsache gegen alle Kräüter die nichts neben dem Saatgut zu suchen hat eigesetzt. Demnach muß schon die Saatgutpflanze gentechnisch verändert worden sein weil Sie als einzigste Pflanze t keimen und treiben tut. Und unsere Bienen sterben immer mehr aus.

  5. Wie hoch ist das Risiko im Vergleich zu anderen akzeptierten Risiken? Mir fehlt der Maßstab. Was für Gefahren fangen wir uns ein, wenn wir darauf verzichten? Mir ist die ganze Kritik zu einseitig!

  6. Dagegen, dass die Gutachten, auf denen die positive Beurteilung für Glyphosat beruht, geheim gehalten werden, könnte man doch vor dem EuGH klagen! Wenn es Gutachten der Industrie selbst sind, dürften sie als befangen überhaupt nicht verwendet werden!
    Das Verfahren derzeit ist einfach total krank!…

  7. Ob Glyphosat Krebs erregend ist oder nicht, kann ich nicht einschätzen. Aber eines weiß ich: Mit all diesem chemischen Dünger machen wir unsere Umwelt kaputt. Das Grundwasser wird belastet, die „unerwünschten Pflanzen“ gehen ein, Kleinstlebewesen sterben, dann die Insekten, dann die Vögel … Damit sägen die Industrie, die Landwirtschaft selber und viele andere fleißig an dem Ast, auf dem die Menschheit sitzt.

    • Das Argument Glyphosat sei krebserregend und deswegen abzuschaffen ist sicherlich wichtig für den öffentlichen Diskurs und den Verbracherschutz. Dabei scheint es, dass die Kreibserregende Wirkung nicht viel höher ist als bei vielen anderen Stoffen auch. Das Glüphosat aber das Ökosystem kaputt macht, die Kleinslebewesen und Insekten tötet und damit Einfluss auf die Nahrungskette und das Artensterben nimmt sollte meines Erachtens in der Diskussion einen größeren Stellenwert haben. Ich schließe mich daher den vorherigen Kommentaren an, die ökologischen Folgen sind belegt und als Argument wichtig!!!

    • Hallo Barbara, Dir kann man (frau) nur beipflichten! Umweltgifte verbieten! Biodiversität fördern!

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