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Insekten in Gefahr: Studie benennt bisher unterschätzte Folgen durch Glyphosat

Glyphosat ist einer der weltweit verbreitetste Unkrautvernichter – und umstritten. Mehrere Studien belegen, dass Glyphosat krebserregend ist. Doch das Bundesinstitut für Risikobewertung stuft das Pflanzengift weiterhin als unbedenklich ein. Jetzt warnt der neue Glyphosat-Report des Pestizid-Aktions-Netzwerks vor weiteren bislang unterschätzten Gefahren.

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#1 – Glyphosat hat indirekte Effekte auf die Umwelt

Um eine wirklich realitätsnahe Einschätzung von den Umweltschäden durch Glyphosat zu erhalten, reicht es nicht sich nur die direkten Folgen anzusehen. Leider ist genau das aber tatsächlich die aktuelle Praxis der EU-Behörde für Lebensmittelsicherheit (EFSA), bemängelt die aktuelle Studie des Pestizid-Aktions-Netzwerks (PAN). Die EFSA untersucht im Genehmigungsprozess für Pestizide nur die direkte Giftwirkung auf ausgewählte freilebende Tierarten. Sowohl die EFSA als auch das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) stufen Glyphosat als unbedenklich ein.

Die komplexen Auswirkungen auf Biodiversität und Ökosysteme würden durch die EFSA-Untersuchungen nicht erfasst, heißt es in der PAN-Studie. Glyphosat bewirke indirekt die nahezu vollständige Eliminierung von Wildpflanzen. Mit fatalen Folgen: 10 bis 12 Insektenarten können durchschnittlich in Europa allein durch den Verlust einer Wildpflanzenart aussterben.  Fehlen Wildpflanzen und -kräuter, wird die natürliche Schädlingsbekämpfung und Blütenbestäubung beeinträchtigt.  

Was bedeutet das nun für uns konkret? Werden wichtige Funktionen des Ökosystems zunehmend beeinträchtigt, können notwendige Ernteerträge immer schwieriger sichergestellt werden. Mittelfristig droht eine unberechenbare Kettenreaktion. Die Landwirtschaft wird abhängiger von Chemieprodukten – und mit dem Aussterben wilder Insekten wird es immer schwieriger, auf ökologische Alternativen umzusteigen.

Wilde Insekten tragen einen unersetzlichen Teil zur weltweiten Nahrungsmittelproduktion bei. Das Sterben wilder Bienen und Insekten könnte landwirtschaftliche Erträge weit mehr bedrohen, als der Schwund von Honigbienen, warnte bereits 2013 eine in der Fachzeitschrift Science publizierte internationale Studie.

 #2 – Glyphosat wirkt krebserregend

Glyphosat ist für den Menschen “wahrscheinlich krebserregend” – schlussfolgerte die Internationale Agentur für Krebsforschung (IARC) im März 2015 aufgrund der von ihr bewerteten Studien. In 7 verschiedenen Studien an Ratten und Mäusen stieg die Zahl der Tumore nach Glyphosatverabreichung signifikant an.

Dennoch streitet das BfR ab, dass von Glyphosat eine Krebsgefahr ausgeht. Es spielt die wissenschaftlichen Ergebnisse als “wenig relevant” herunter. Der menschliche Körper ist laut BfR angeblich nur mit einer ungefährlichen Menge von durchschnittlich 0,2 Mikrogramm je Kilogramm Körpergewicht belastet. Bei dieser Berechnung geht das BfR allerdings von einer Gleichverteilung des Pflanzengifts im Körper aus.

“Harte Fakten sprechen dafür, Glyphosat als krebserregend einzustufen. Die Gegenargumente der Behörden stehen auf tönernen Füßen”, bekräftigt der Toxikologe Peter Clausing, einer der Autoren der PAN-Studie.

”In Leber, Niere und Knochengewebe sind um ein Vielfaches höhere Glyphosatkonzentrationen zu erwarten als bei Gleichverteilung anzunehmen wäre”, so Clausing weiter. Damit seien einzelne Organe wesentlich höher belastet.

#3 – Glyphosat wirkt erbgutschädigend

Erbgutschädigende Substanzen sind solche, die Veränderungen im genetischen Material der Zellen auslösen. Dies gilt als Mechanismus für die Entstehung von Krebs. Insgesamt 62 von 87 veröffentlichten wissenschaftlichen Studien belegen die erbgutschädigende Wirkung von Glyphosat und glyphosathaltigen Formulierungen.

Laut des PAN-Reports hat das BfR die Mehrzahl dieser wissenschaftlichen Publikationen aus zum Teil nicht plausiblen Gründen “disqualifiziert” und nicht berücksichtigt.

In diesem Jahr muss nun die Europäische Chemikalienagentur ECHA eine Bewertung des Gefahrenpotentials, einschließlich der Krebsgefahr von Glyphosat vornehmen. Die ECHA wird die vorliegenden wissenschaftlichen Ergebnisse prüfen und voraussichtlich im Sommer 2017 seine Einschätzung treffen.

Glyphosat europaweit verbieten!

Noch in diesem Jahr wird die EU-Kommission eine endgültige Entscheidung zur Zukunft von Glyphosat fällen. Im Vorlauf der Entscheidung wollen wir das politische Feld nicht der Agrar-Lobby überlassen. Daher haben wir im Zusammenschluss mit mehr als 40 weiteren Organisationen die Europäische Bürgerinitiative (EBI) für ein europaweites Verbot von Glyphosat gestartet.

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5 Kommentare

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  1. Mich würde einmal interessieren was denn die Landwirtschaft dann als Alternativen anstatt Glyphosat verwenden würde? Die große Gefahr ist meines Erachtens daß Teufel mit Belzebub substituiert wird. Beziehungsweise das anstelle von Glyphosat deutlich größere Mengen nicht ganz so wirksamen sonstigen Pestiziden verwendet wird.
    Aus der Wasserwirtschaft und Den Umweltämtern habe ich erfahren, dass Glyphosat dort bisher weit weniger Probleme bereitet (Nachweise in Grundeasservorkommen) als vergleichbare Pestizide die früher verwendet wurden.
    Grundsätzlich wäre ich dafür eine unabhängige europäische Untersuchungsbehörde aufzubauen die die Zulassungen unabhängig testet. Bezahlt werden müssten diese Untersuchung von den Firmen die ihre Produkte in Europa verkaufen wollen.
    Das wäre eine echte Vorsorge für die Bürger Europas.

  2. Dass Glyphosat Krebs erzeuge oder Erbgut direkt schädige erscheint mir wenig gesichert und von geringer Bedeutung, ich empfehle, deswegen nicht zu hyperventilieren.
    Jedoch allein schon die Beeinträchtigung der Diversität der Pflanzenarten bedroht m. E. unsere Lebensgrundlagen genauso oder schlimmer als die Endlagerung der Nuklearrückstände oder die Verbrennung von Fossilien. Und warum priorisieren Sie tierisches Leben vor pflanzlichem? Was hat die Biene der Blume voraus?
    Unglücklich begründete, gleichwohl in der Sache wichtige Kampagne!

    • Guten Tag Gerhard,

      vielen Dank für deine Anmerkungen. Wer welche Gefahr durch Glyphosat wie schwerwiegend empfindet ist in der Tat eine Frage der Perspektive und sehr subjektiv. Danke für deine persönliche Einschätzung dazu.

      Das Team von PAN International hat alle aktuellen wissenschaftlichen Studien zusammengetragen und kommt zu dem Schluss, dass Glyphosat krebserregende Eigenschaften hat und daher in der EU auf Grundlage des Vorsorgeprinzips nicht zugelassen werden darf. Schau zu den Details gerne noch einmal in den Report rein. Er ist im Text verlinkt.

      Dass wir tierisches über pflanzliches Leben priorisieren ist eine spannende Beobachtung. Genau genommen würde ich sagen, dass wir in der Argumentation eine anthropozentrische Perspektive einnehmen, d.h. im Mittelpunkt stehen die Interessen des Menschen – sprich in diesem Fall das Argument der Nahrungsmittelsicherung. Du hast natürlich Recht, dass das Leben von Insekten und auch Wildpflanzen an sich einen ganz eigenen Wert hat und schützenswert ist.

      Beste Grüße,
      Daniela

  3. Es ist ein Skandal ,daß Glyphosat immer noch nicht verboten ist. Es ist unverantwortlich den Menschen und der Umwelt mit diesem Pflanzengift immensen Schaden zuzufügen !

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