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Einzug bei der CDU

Umzugskartons türmen sich vor dem Konrad-Adenauer-Haus in Berlin – denn kurz vor der Bundestagswahl wollen Leute in die Geschäftsstelle der CDU einziehen. Sie kommen aus den Dörfern rund um den Tagebau Garzweiler im Rheinland. Für den Braunkohle-Abbau sollen ihre Dörfer zerstört werden: Hunderte Menschen würden ihr Zuhause verlieren. Eine WeAct-Petition stellt sich gegen die Pläne.

Die Initiative "Alle Dörfer bleiben" protestiert mit einem Umzug vor der CDU-Zentrale gegen deren Braunkohle-Politik. Foto: Paul Lovis Wagner / Campact
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Marita Dresen stapelt Umzugskartons, Wohnzimmerstühle und Topfpflanzen vor dem Konrad-Adenauer-Haus in Berlin. „Wir wollen hier einziehen“, sagt die WeAct-Petentin mit Blick auf die Glasfassade der CDU-Bundesgeschäftsstelle bestimmt. „Weil die CDU ja dafür sorgt, dass mein Zuhause abgebaggert und ich enteignet werden soll. Irgendwo muss ich ja hin mit meinem ganzen Krempel hier.“

Dresen hat eine Petition gestartet, die sich gegen weitere Enteignungen stellt. Während der Koalitionsverhandlungen möchte sie eine Menge Unterschriften an die Politiker*innen übergeben – über 100.000 Personen haben die Petition zum jetzigen Zeitpunkt bereits unterzeichnet. Je mehr Menschen die Forderung unterstützen, desto nachdrücklicher wird die Nachricht an die Politik: „Kein weiteres Dorf mehr für Kohle!“

Hier klicken und WeAct-Petition unterzeichnen

Marita Dresens Zuhause ist das Dorf Kuckum im Kreis Heinsberg. Kuckum, umgeben von der Niers und dem Keyenberger Wald, blickt auf eine fast 600-jährige Geschichte zurück. Viele Einwohner*innen sind hier fest verwurzelt und pflegen ein aktives Vereinsleben. Doch bald soll Schluss sein mit der Idylle. Unter dem Dorf liegen Millionen Tonnen Braunkohle, die der Energiekonzern RWE in den nächsten Jahren zu Strom machen will. Die Häuser, die Kirche, die fruchtbaren Felder sollen dann riesigen Mondlandschaften weichen.

Über 90.000 gegen Braunkohle – und für den Erhalt der Dörfer

Gemeinsam mit Mitstreiter*innen von der Initiative „Alle Dörfer bleiben“ und WeAct, der Petitionsplattform von Campact, reist Marita Dresen deshalb im September, kurz vor der Bundestagswahl, aus dem Rheinland nach Berlin. Mit dabei hat sie den Rückenwind von über 90.000 Personen, die ihre WeAct-Petition für den Erhalt der Dörfer bis dahin bereits unterzeichnet haben. Das Ziel der Reise: Mit einem symbolischen Einzug ins Konrad-Adenauer-Haus will sie die Verantwortung für die Zerstörung ihres Heimatdorfes dorthin tragen, wo sie hingehört.

Marita Dresen und die Initiative "Alle Dörfer bleiben" protestieren vor dem Konrad-Adenauer-Haus in Berlin gegen einen weiteren Braunkohle-Abbau.

In der Bundesregierung hat die CDU den Kohleausstieg verschleppt, Kohlekonzerne mit Milliardenbeträgen entschädigt und unangenehme Gutachten verschwiegen. In Nordrhein-Westfalen, wo noch sieben Dörfer durch den Tagebau bedroht sind, führt die CDU mit Ministerpräsident Armin Laschet die Landesregierung an; sie stellt sich dort immer wieder schützend vor RWE und die Braunkohle. Erst im Frühjahr 2021 hat die Landesregierung ihre Perspektive für das Braunkohlerevier festgeschrieben: Eine Garantie für die bedrohten Dörfer gibt es nicht. Dresen sammelt indes weiter Unterschriften: Denn mit einem Machtwechsel in der Bundesregierung könnten auch die Dörfer gerettet werden.

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Besuch von CDU-Mann Laschet

Armin Laschet persönlich hat Marita vor drei Jahren in ihrem Haus in Kuckum besucht. Er zeigte sich betroffen und versprach ihr und den anderen Dorfbewohner*innen, sich um ihre individuellen Schicksale zu kümmern. Seitdem hat er sich nie wieder gemeldet. „Ich bin enttäuscht, aber nicht überrascht“, erklärt Marita Dresen. „Aber wir lassen nicht locker: Wenn Laschet nicht mehr zu uns kommt, dann kommen wir eben zu ihm nach Berlin.“

Und die Zeit drängt: Im Herbst 2021 will der Kohlekonzern RWE in Lützerath, einem Nachbarort von Kuckum, mit dem Abriss beginnen: Sie wollen Bäume roden und Häuser einreißen. Für Dresen und ihre Mitstreiter*innen von „Alle Dörfer bleiben“ ist klar: „Lützerath ist mehr als ein Dorf. Wenn Lützerath bleibt, steht der Tagebau still. Wenn Lützerath fällt, kann RWE kilometerweit ins Land baggern und hunderte Millionen Tonnen Braunkohle aus der Erde holen. Wenn das passiert, sind jegliche Klimaziele hinfällig.“

Der Herbst des Widerstands

Vor dem Konrad-Adenauer-Haus werden die WeAct-Petentin und ihre Freund*innen diesmal nicht mit offenen Armen empfangen. Die CDU nimmt sich keine Zeit für ein Gespräch – obwohl sich die Gäste vorher angekündigt hatten. Schließlich nimmt ein Partei-Referent, der zufällig vorbeikommt, einen Umzugskarton entgegen. Er wird die Partei an die von Zwangsumsiedlung betroffenen Menschen erinnern.

Der Einzug bei der CDU ist nur eine von vielen Aktionen, welche die Initiative „Alle Dörfer bleiben”“ gerade organisiert. Vom Besuch Greta Thunbergs in Lützerath über ein Festival bis hin zu Dorfspaziergängen richtet das Bündnis alle Aufmerksamkeit auf die geplante Zerstörung. Kampflos aufgeben werden die Bewohner*innen ihre Dörfer jedenfalls nicht.

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1 Kommentare

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  1. Eure Proteste werden wohl wider nicht
    ernst genommen, Ihr müßt wissen das
    nicht nur die CDU an der Kohle fest hält
    auch die SPD hat immer gesagt das sie
    sich für die Kohle einsetzt gegen RWE zu
    klagen könte schwierig werden wenn
    Ihr diesen Weg gehen wollt wünsche
    ich Euch viel glück.

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