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5 Klimaschutz-Proteste, die Du kennen solltest

Die Klimakrise bedroht unsere Existenz – und doch wird zu wenig getan, um die Treibhausgase radikal zu senken. Wir stellen Dir fünf internationale Protestaktionen zum Klimaschutz vor, von denen Du gehört haben solltest: unter anderem der Protest gegen das "Willow Project" und "Strickende Omas gegen Gas".

Eine Person hält vor dem Weißen Haus in Washington in den USA ein Schild hoch, auf dem steht: "Act on climate, Stop Willow" ("Handelt für das Klima, Stoppt Willow").
Ein Demonstrant hält am 3. März vor dem Weißen Haus ein Protest-Schild hoch. Foto: IMAGO / NurPhoto

Ob in Südafrika, Nordamerika oder Europa: Die Klimakrise bedroht unsere Lebensgrundlage. Aber dennoch beschließen Politiker*innen weltweit immer wieder Projekte, die gegen den Klimaschutz gehen – oder schlimmer noch, die Klimakrise weiter verschärfen. Weltweit regt sich Widerstand gegen solche Projekte. Wir stellen Euch fünf wichtige Proteste vor.  

1. Was ist das Willow Project in Alaska, USA?

In den sozialen Medien – besonders auf TikTok und Instagram – gehen aktuell viele Beiträge zum „Willow Project“ um. Aber worum geht es bei dem Willow Project, warum wollen Menschen es stoppen, und weshalb generiert es gerade jetzt so viel Aufmerksamkeit?

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Das Willow Project ist ein umstrittener Plan zur Ölförderung in Alaska, dem westlichsten Bundesstaat der USA. Geplant und durchgeführt wird das Projekt vom Ölkonzern ConocoPhillips, Präsident Joe Biden befürwortet das Projekt. Der Plan sieht vor, bis zu fünf Bohrstationen für insgesamt 250 Ölquellen zu installieren; dazu kommen neue Straßen, Flugplätze, Pipelines, ein Kiesbergwerk und eine temporäre Insel, von der das Öl verschifft werden soll. Die Ölvorkommen dort sind bereits seit 2016 bekannt, seit 2020 ist das Willow Project in Planung. 

Im Februar 2023 veröffentlichte das „Bureau of Land Management“ (BLM) einen Bericht dazu, welchen Einfluss das Willow Project auf die Umwelt hätte. Demnach könnten die neuen Ölfelder 600 Millionen Barrel Öl innerhalb von 30 Jahren hervorbringen (das sind 95 Milliarden Liter) – und dabei 287 Millionen Tonnen CO₂ produzieren. Dazu kommen andere klimaschädliche Gase, die bei der Förderung freigesetzt werden. Das würde den menschengemachten Klimawandel nur noch schneller befeuern. Auch die lokale Tierwelt wäre von dem Bauprojekt immens betroffen, genauso wie Landabschnitte, die rechtmäßig den indigenen Völker Nordamerikas, den Nuiqsut, Utqiaġvik, Anaktuvuk Pass, Atqasuk, Point Lay und Wainwright gehören.

Auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, gibt es eine deutschsprachige Petition, die sich für eine Beendigung des Projekts ausspricht. Hier kannst Du unterschreiben:

Auf TikTok und Co. regt sich Widerstand gegen das Willow Project, seitdem klar ist, dass die Regierung der USA das Projekt durchwinken will. Der Protest richtet sich auch und vor allem gegen Präsident Joe Biden: Der Demokrat präsentiert sich sonst als Klimaschützer; so war doch eigentlich sein Plan, die USA bis 2050 klimaneutral zu machen. Das Willow Project untergräbt diesen Plan. Mittlerweile haben über eine Million Menschen in den USA Briefe an Präsident Biden geschrieben, mit der Forderung, das Projekt nicht zu genehmigen. Eine Petition mit dieser Forderung verzeichnet bereits über 3,3 Millionen Unterzeichnungen; unter dem Hashtag #StopWillow kursieren im Internet verschiedene Videos und Berichte, die argumentieren, dass das Projekt falsch wäre. 

Ist das Willow Projekt gestoppt?

Leider nein: Am 13. März, hat Präsident Biden das Projekt schließlich durchgewunken – entgegen seiner Versprechen im Wahlkampf, nie wieder auf öffentlichem Grund bohren zu wollen. Das ist der erste kleine Schritt für dieses massiv klimaschädigende Vorhaben. Als Begründung gibt Bidens Innenministerium an, dass der Umfang des Projekts „beträchtlich“ verkleinert wurde. Statt fünf sollen nur noch drei Bohrstationen gebaut werden. Das ändert aber nichts daran, dass die komplette Infrastruktur rundherum errichtet werden muss; in der größten bisher unberührten Fläche im Land. Klimaschutz-Initiativen haben bereits angekündigt, gegen die Genehmigung zu klagen. Aber bereits jetzt ist klar: Scheitern diese Klagen, wird die Umsetzung des Projektes massive Konsequenzen nach sich ziehen – politisch, sozial und ökologisch

2. Greta Thunberg demonstriert gegen Windparks in Norwegen

Diese Schlagzeile klingt erstmal ungewöhnlich und passt nicht zu dem, wofür wir die Klimaaktivistin sonst kennen: Greta Thunberg ist die Initiatorin der wöchentlichen Schulstreiks, aus denen die globale Initiative Fridays for Future erwuchs. Weltweit setzt sie sich für Klimaschutz, saubere Energie und Umweltschutz-Projekte ein. Warum protestiert sie also auf einmal gegen Windräder? 

Der Grund: Die Landstriche, auf denen die Windparks in Norwegen stehen, werden bereits anderweitig genutzt, und zwar von den indigenen Völker in der Region, den Samen. Norwegens höchstes Gericht hatte deshalb bereits im Oktober 2021 geurteilt, dass der Windpark auf der Halbinsel Fosen an der Westküste des Landes die Rechte der Samen verletzt. Seit dem Gerichtsurteil ist aber nichts passiert; die Windräder drehen sich weiterhin. Klima-Aktivist*innen in Norwegen forderten deshalb die Regierung auf, den Windpark zu entfernen. Sie protestierten mehrere Tage vor verschiedenen Ministerien in Oslo; die Polizei entfernte sie dort teils gewaltsam. 

Eine Klimawende, die die Menschenrechte verletzt, ist keine Klimawende, die ihres Namens würdig ist.

Greta Thunberg

Greta Thunberg protestiert seit einiger Zeit in Oslo mit. Ihr geht es dabei nicht darum, gegen grüne Energie zu demonstrieren, sondern gegen die Verletzung der Rechte indigener Völker. Sie werde sich weiter an den Demonstrationen beteiligen, sagte sie der Zeitung „Verdens Gang“.

3. Protest gegen neue Holz-Gesetze in Ungarn

Der russische Angriff auf die Ukraine vor einem Jahr stellte einige europäische Staaten vor große Herausforderungen im Energiesektor. Viele verhängten Importverbote für Öl und Gas aus Russland; auch Campact forderte einen sofortigen Importstopp. Hier zeigte sich, wie abhängig viele Länder von russischem Öl und Gas sind. Auch in Ungarn ging deshalb die Angst um, nicht genug Gas zum Heizen zu bekommen. Die Antwort der Regierung in Budapest unter Premierminister Viktor Orbán: Brennholz.

Mehr zum Thema Klimaschutz liest Du hier:

Die ungarische Regierung hat eine Verordnung erlassen, die einen nahezu uneingeschränkten Holzeinschlag in den ungarischen Wäldern erlaubt. Riesigen Waldflächen droht, dass sie zu Brennholz verarbeitet werden – auch Naturschutzgebieten. Dagegen protestieren nicht nur Umweltschutzorganisationen wie Greenpeace Ungarn und WWF Ungarn, sondern auch die Ungarische Akademie der Wissenschaften. Neben Lebewesen und der Biodiversität werden auch die Klima-, Wasser- und Bodenschutzfunktion der Wälder sowie ihre Anpassungsfähigkeit an den Klimawandel gefährdet.

Seitdem die Regierung die neuen Gesetze durchgewunken hat, protestieren Tausende immer wieder gegen das Abholzen. Bisher stoßen sie bei Orbán auf taube Ohren – aber sie protestieren weiter.   

4. Gegen Öl und Gas in Südafrika

Die „South Durban Community Environmental Alliance“ (SDCEA) protestiert schon lange gegen neue Öl- und Gasfelder in Südafrika, zuletzt anlässlich der internationalen Klimakonferenz COP27 in Ägypten. Südafrika ist durch die Kohleindustrie stark von Luftverschmutzung betroffen; 80 Prozent der lokalen Stromerzeugung gehen aktuell auf Kohle zurück. Dazu kommt die verstärkte Nachfrage nach Kohle und Gas aus dem Ausland. Jetzt wollen Energieriesen in neue Öl- und Gasfelder vor der Küste Südafrikas investieren. Diese wären eine massive Gefährdung für Tierwelt und Umwelt. Die SDCEA organisiert deshalb immer wieder Proteste und hat ein Servicetelefon eingerichtet, bei dem man Umweltschäden melden kann.

Wir möchten, dass unsere Kinder auch noch den Ozean und die Natur erleben können, so wie wir es konnten. Es gab Vorfälle in anderen Ländern, wo sie in den Meeren gebohrt haben und Rohre geplatzt sind, was die Meereslebewesen sehr geschädigt hat. Wir wollen das nicht für Südafrika.

Israel Nkosi, Mitglied der „Mfolozi Community Environmental Justice Organisation“

5. Omas stricken in Australien fürs Klima

In Australien setzen sich die „Knitting Nannas Against Gas“ („Strickende Omas gegen Gas“) für mehr Klimaschutz und gegen Umweltverschmutzung ein. Das dezentrale Netzwerk setzt dafür auf gewaltfreie Aktionen wie Theateraufführungen und Kunsthandwerk, aber auch Sperrungen und Proteste vor Regierungsgebäuden.

Die „Strickenden Omas“ bei einem Protest in Newcastle, Australien. Foto: KNACSG

Ihren Ursprung hat die Bewegung in Protesten gegen die Förderung von sogenannten „Coal Seam Gas“ – also Gas, das in tiefen Kohleschichten liegt und unter anderem mit Fracking-Methoden abgebaut wird. Auch gegen andere klimaschädliche Energieträger demonstrieren sie. Aktuell setzen sich die „Nannas“ gegen die scharfen Gesetze gegen Protestierende ein. Mithilfe von Petitionen wollen sie Druck auf die Regierung ausüben, zum Beispiel, um ein Konzept für den Schutz von Koalas durchzubringen.


Anmerkung der Redaktion: Dieser Beitrag wurde am 27. März 2023 um Hintergründe und neue Entwicklungen zum Willow Project aktualisiert.

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Autor*innen

Linda Hopius ist freie Journalistin und schreibt zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Wald- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Journalistin und kümmert sich im Campact-Blog vor allem um Service-Themen. Alle Beiträge

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