„Liebt ihre Familie und ihre Heimat“; „Hält die Erziehung und Bildung der Kinder für ihre erste Pflicht“, „Lebt Familie, ist stolz für ihre Kinder zu leben, unterstützt ihren Mann in Liebe“ – so beschreibt die sächsische AfD die traditionelle Frau. Bei einem Post auf Instagram hat die AfD diesen frauenfeindlichen Vergleich veröffentlicht – die „traditionelle Frau“ trifft in der Grafik auf die „Moderne ‚befreite‘ Feministin“.
Der Beitrag war schnell nicht mehr aufrufbar. Das Recherchekollektiv Correctiv konnte jedoch nachvollziehen, dass die AfD Sachsen das Bild auf Instagram veröffentlichte – und es wieder löschte. Eine ähnliche Version findet sich nach wie vor auf dem Profil des stellvertretenden Kreisvorsitzenden der AfD Zwickau.
Frauenbild der 50er Jahre
Aufopfern für die Kinder, Heim und Herd: Die AfD verbreitet ein Frauenbild der 50er-Jahre – und ist dabei davon überzeugt, dass es keine Gleichstellungspolitik brauche. Frauenquoten seien „ein Gift, eine Säure, die unsere freiheitliche Gesellschaft zerfrisst“. Passend dazu sorgt die Partei in Thüringen dafür, dass eine paritätische Verteilung der Listenplätze untersagt wird. In Sachsen setzt sie ein Gender-Verbot für die Stadtverwaltung und deren Betriebe durch. Weder in der Sprache noch in der Partei an sich steht sie für Frauen ein – und dennoch wächst die Zahl an weiblichen Mitgliedern. Im Jahr 2021 lag der Anteil bei 18,7 Prozent.
Traditionelle Familie, deutsche Kinder, Abtreibungsverbot
Im Grundsatzprogramm der AfD findet sich die „traditionelle Frau“ schnell wieder. Neben anschlussfähigen Vorschlägen – wie der Einführung eines Familiensplittings oder der besseren Berücksichtigung von Care-Arbeit beim Rentenanspruch – befürwortet die Partei die „traditionellen Familie“. Andere, alternative Lebensformen lehnt sie ab.

Mitgemeint ist nicht mitgedacht: Unsere Worte besitzen eine immense Kraft, sie können Barrieren abbauen und inklusiv sein.
Statt Masseneinwanderung setzt die Partei auf „eine höhere Geburtenrate der einheimischen Bevölkerung“, die sie mittels einer aktivierenden Familienpolitik sicherstellen will – diese richtet sich allerdings vor allem an deutsche Frauen in „normalen Familien“. So sollen alleinerziehende Frauen beispielsweise nicht staatlich unterstützt werden. Und auch Migrantinnen passen für die AfD nicht in ihr Frauenbild. Die Partei beschwört vielmehr einen angeblichen „ethnisch-kulturelle(n) Wandel der Bevölkerungsstruktur“. Damit knüpft sie an die Verschwörungserzählung des „Großen Austauschs“ an, laut der angeblich die „einheimische“ – sprich, weiße – Bevölkerung ausgetauscht werden soll.
Außerdem will die AfD eine „Willkommenskultur für Neu- und Ungeborene“ schaffen. Dahinter versteckt sich nichts anderes als die Ablehnung von Abtreibungen: „Die Alternative für Deutschland wendet sich gegen alle Versuche, Abtreibungen zu bagatellisieren, staatlicherseits zu fördern oder sie zu einem Menschenrecht zu erklären“, heißt es in ihrem Grundsatzprogramm.
Radical Right Gender Gap
Lange Zeit galt, dass Frauen nicht so empfänglich für Rechtsextremismus seien wie Männer. Und ja, das stimmt auch. In den USA wäre Donald Trump niemals zum US-Präsidenten gewählt worden, hätten nur Frauen abgestimmt. Hätten bei der Bundestagswahl 2021 nur Frauen gewählt, hätte die AfD nur neun statt dreizehn Prozent erhalten. Dieses unterschiedliche Wahlverhalten nennen Expert*innen „Radical Right Gender Gap“.

Im Landkreis Sonneberg hat die AfD ihr erstes Landratsamt gewonnen. Lies hier, die Analyse von Rechtsextremismus-Experten Andreas Speit.
Und doch nimmt die weibliche Wählerschaft zu. Auch in Sonneberg und der Kleinstadt Raguhn-Jeßnitz haben Frauen zum Wahlsieg der AfD beigetragen. Im Namen der Frauenrechte gibt die Partei immer wieder vor, Frauen schützen zu wollen. Dabei unterstellt sie aber, dass die Gefahr für Frauen allein von migrantischen Männern ausgehe. Prominentes Beispiel dafür war die „Flüchtlingskrise“ 2015. Gegen migrantische Männer hetzen, Frauen aus Schutz zurück ins Haus schicken, damit schlägt sie gleich zwei Fliegen mit einer Klappe.
Und dennoch weiß sie, dass sie es ohne die Stimmen der Frauen nicht weit schaffen wird. Das weibliche Wählerpotential hat die AfD längst erkannt und im Jahr 2018 die Arbeitsgemeinschaft „FridA (Frauen in der Alternative)“ gegründet. Die zugehörige Website ist mittlerweile nicht mehr abrufbar.
Vom Herd zur Parteispitze
Mit 11,54 Prozent hat die AfD den geringsten Frauenanteil im Deutschen Bundestag. Ihre Spitze ist jedoch schon lange weiblich besetzt. Mit Frauke Petry war jahrelang ein prominentes Gesicht der Partei im Bundesvorsitz. Abgelöst wurde sie von Alice Weidel oder auch von Beatrix von Storch, beide sind zwei sehr bekannte Figuren der Partei – und das, obwohl Weidel als lesbische Frau ganz und gar nicht dem Leitbild der AfD entspricht.
Frauen zurück an den Herd verbannen wollen und sie gleichzeitig an die Spitze stellen – damit folgt die Partei den Franzosen, wo Marine Le Pen die als rechtsextrem eingestufte Partei Rassemblement National gesellschaftsfähig gemacht hat. Bei der Präsidentschaftswahl 2022 scheiterte sie nur knapp dabei, endlich Staatschefin zu werden. Noch ist offen, ob sich Alice Weidel in zwei Jahren bei der Bundestagswahl als Kanzlerkandidatin aufstellen lassen wird. Dass sie einen Kanzlerkandidaten aufstellen werden, das hat die Partei jedoch jüngst publik gemacht.