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Der Rammstein-Reflex – Theory of Change 30

Zahlreiche junge Frauen werfen Rammstein-Sänger Till Lindemann sexuelle Gewalt vor. In den sozialen Medien werden sie dafür angefeindet. Antonia und Katrin sprechen im Campact-Podcast über die Frage, warum bei Gewalt gegen Frauen so oft die immergleichen Abwehrreflexe kommen – und warum die falsch sind.

Jetzt im Campact-Podcast: Der Rammstein-Reflex.

CN sexualisierte Gewalt, Missbrauch

Wenn Du von sexueller Gewalt oder Missbrauch betroffen bist oder warst, ist hier eine Liste von Telefonnummern und Adressen, bei denen Du Hilfe finden kannst.


Till Lindemann hat mutmaßlich über Jahre ein System aufgebaut, das ihm bei Konzerten seiner Band Rammstein junge Frauen für sexuelle Handlungen zuführt.

Du weißt nicht, wie Du den Podcast am besten hörst? Hier erklären wir Dir den Einstieg.

Die Irin Shelby Lynn beklagte Anfang Juni öffentlich, Gedächtnislücken nach einem Treffen mit Till Lindemann zu haben. Sie vermutet, dass ihr bei dem Konzert gegen ihren Willen Drogen verabreicht wurden. Danach haben zahlreiche weitere junge Frauen ihre Erfahrungen bei Rammstein-Konzerten geschildert und über die systematische Anwerbung, Drogen, sowie Fälle von sexueller Gewalt und Machtmissbrauch bei Backstage- und After-Show-Partys berichtet. Für diese Schilderungen werden die Frauen teilweise extrem angefeindet.

In dieser Podcast-Folge von Theory of Change sprechen unsere Campaignerinnen Katrin und Antonia über die Frage, warum bei Gewalt gegen Frauen bestimmte Abwehr-Reflexe immer wieder auftauchen, warum die problematisch sind – und was passieren muss, damit sich das künftig ändert.

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Infos und Links

Hier ist der Link zur WeAct-Petition, wenn Du dafür bist, die Rammstein-Konzerte in Berlin abzusagen.

Der Fall Lindemann: 

  • Nachdem die Irin Shelby Lynn von Gedächtnislücken und blauen Flecken nach einer Einladung zu einer After-Show-Party berichtet, melden sich immer mehr Frauen und schildern das System, das dahintersteckt.
  • Die Vorwürfe werden von renommierten Investigativ-Reporter*innen überprüft und zusammengetragen, wie auch dieser Artikel auf tagesschau.de zeigt. 
  • Von der so genannten „Casting-Direktorin“ trennt sich die Band nach der ersten Welle der Empörung.
  • Zu den Vorwürfen selbst hat sich bislang nur der Drummer der Band Christoph Schneider persönlich auf Instagram geäußert.
  • Till Lindemann hat hingegen bislang vor allem versucht, Verdachtsberichterstattung durch anwaltliche Einschüchterung zu verhindern. Dabei ist das Berichten über einen Verdacht zulässig.

Feedback und Kommentare zur Folge 30? Schreibt uns eine E-Mail an podcast@campact.de!

Abwehrreflex „Vorverurteilung“:

  • Die Vermutung einer falschen Beschuldigung verkennt, wie extrem selten das tatsächlich vorkommt.
  • Der prominente Fall Kachelmann wird dennoch von Rammstein-Fans oft herangezogen, um zu suggerieren, dass die Anschuldigung falsch sein muss und eine Vorverurteilung bedeutet. Dabei war der Fall bei Jörg Kachelmann zwar auch spektakulär und betraf einen Prominenten. Aber er war eben auch völlig anders.
  • So anders übrigens, dass sogar Kachelmann selbst auf Twitter diesen Vergleich als völlig unangemessen bezeichnet hat.
  • Die Unschuldsvermutung bedeutet keine Schweigepflicht für Betroffene von sexualisierter Gewalt. Leider ist das aber oft das Resultat. Dabei ignoriert der Vorwurf der Falschbeschuldigung völlig, dass eher Betroffene mit unberechtigten Zweifeln und unangenehmen Untersuchungen konfrontiert sind, wenn sie sexualisierte Gewalt anzeigen und öffentlich machen.
  • Prinzipiell kommt das Strafrecht bei Sexualdelikten oft an seine Grenzen, auch wenn eine Reform klarer gemacht hat: Nein heisst nein!
  • Nach Forschungen des Kriminologen Christian Pfeiffer erlebt nur eine von hundert Frauen, die vergewaltigt wurden, dass der Täter verurteilt wird (taz-Artikel)

Abwehrreflexe „Die Frauen hätten ja Nein sagen können“ und „Das ist halt Rock’n’Roll“

  • Was Victim Blaming bzw. die so genannte Täter-Opfer-Umkehr bedeutet, zeigt die Organisation Hate Aid.
  • Auch Fälle bei Musikern wie Marylin Manson oder Bushido zeigen: Das Problem ist ein strukturelles. Familienministerin Lisa Paus sieht das auch so.
  • Das Verhältnis Künstler zu Fan ist per se kein symmetrisches. Und deswegen hat auch die Praxis in der Musikindustrie Groupies für Bands zu „liefern“ missbräuchliche Züge. Hier ein Bericht von Zeit Online
  • Der Vorwurf, dass sich die Frauen ja „freiwillig“ in die Situation begeben haben, leitet das Problem auf die Frau um. Wenn aber Gewalt gegen Frauen stattfindet, ist das keine Privatsache mehr. Sie steht unter Strafe, weil ein gesellschaftliches Interesse daran besteht.
  • Dass das Freiheitsversprechen des Rock’n’Roll fast ausschließlich für Männer gilt, zeigt dieser Artikel auf 54books.de.
  • Laut diesem Bericht auf tagesschau.de hat jede dritte Frau in der EU körperliche oder sexuelle Gewalt erfahren müssen.
  • Hier eine Studie des Familienministeriums zu Bevölkerungseinstellungen und Sexismus im Alltag (PDF).
  • Spoiler-Alert: Ein erheblicher Teil hat nach wie vor leider kein Problem mit Gewalt gegenüber Frauen. Und Frauenhass und reaktionäre Rollenbilder erfahren in Nischen der sozialen Medien teilweise wieder einen Aufschwung.

Was können wir tun?

  • Es gibt Forderungen an die Stadt Berlin, die Rammstein-Konzerte im Olympiastadion abzusagen. Die Innensenatorin sieht aber keine Möglichkeit dazu.
  • Um Dich der Forderung dennoch anzuschließen, kannst Du unsere Petition unterschreiben.
  • Hier findest Du einen Artikel zum Vorgehen von Lindemanns Anwälten gegen die Petition.
  • Auf der Seite der Stadt Berlin findet ihr Ort und Zeit der Demo am 15.7. „Kein Rammstein in Berlin“, falls die Stadt die Konzerte nicht absagt.
  • Wenn Du Deine Rammstein-Tattoos nicht mehr willst: Diese Tätowiererinnen überstechen es gratis.
  • Die Clubszene ist teilweise schon weiter. Eine Vertreterin erklärt im Interview mit rbb24, wie ein echtes Awareness-Konzept bei Veranstaltungen aussehen sollte.
  • Abgesehen von Rammstein: Der Gewaltschutz von Frauen ist in Deutschland deutlich verbesserungsfähig. Die Umsetzung der so genannten Istanbul-Konvention ist nicht ausreichend.
  • Hier kannst Du unsere Petition unterschreiben, die fordert, mehr gegen Femizide und Gewalt gegen zu tun.
  • Die SPD hat den Vorschlag gemacht, auch sexuelle Belästigung wie erhebliches Catcalling und sexistische Sprüche künftig unter Strafe stehen sollten (Bericht des ZDF).
  • Die Organisation musicmetoo unterstützt Betroffene von sexualisierter sowie psychischer Gewalt und Machtmissbrauch, die auf der Seite ihre Erfahrungen anonym teilen können.
  • Ein Projekt der Amadeu Antonio Stiftung namens Wie viel Macht 1 Euro sammelt Spenden für die Anwaltskosten mutmaßlich vom Lindemann-System Betroffener. Die Unterstützung erfolgt in Form von Anwalts-/Prozesskosten, der Umsetzung von Schutzmaßnahmen sowie psychologischer Beratung und Therapie. In dem Fall, dass die Rechtsstreitigkeiten erfolgreich ausgehen und die Prozess-/Anwaltskosten erstattet werden, oder mehr Spenden eingehen, als benötigt, werden die erstatteten und nicht benötigten Spendengelder im SHEROES Fund – Held*innen für Demokratie, für die Umsetzung des satzungsgemäßen gemeinnützigen Zweck der Amadeu Antonio Stiftung eingesetzt.

So klappt es mit dem Podcast

Podcasts wurden erfunden, um sie auf einem Mobilgerät wie Smartphone oder Tablet zu hören – als Ohrenfutter beim Putzen, Aufräumen, Bahnfahren etc. Zum Hören empfiehlt sich ein Podcatcher – eine App, die ihre Podcasts verwaltet, speichert, abspielt.

Noch mehr Politik zum Hören? Alle Folgen findest Du hier:

Auf Apple-Geräten (iPhone, iPad) ist die App „Podcasts“ vorinstalliert. Solltest Du ein solches Gerät benutzen, gelangst Du über den „Apple-Podcasts“-Button oben in den Podcast in dieser App. Andere beliebte Player auf iOS sind Overcast oder Castro. Wenn Du diese Apps nutzen willst, findest Du „Theory of Change“ über die Suchfunktion der App, oder Du fügst den sog. „RSS-Feed“ des Podcasts hinzu: https://theoryofchange.podigee.io/feed/mp3

Auf einigen Android-Geräten ist ein Podcatcher vorinstalliert, auf anderen nicht. Für Android gibt es die kostenlose Open-Source-App AntennaPod oder das beliebte PocketCasts, das jedoch einmalig Geld kostet. Wenn diese (oder andere solche) Apps installiert sind, findest Du „Theory of Change“ über die Suchfunktion der App, oder Du fügst den sog. „RSS-Feed“ des Podcasts hinzu: https://theoryofchange.podigee.io/feed/mp3

Für alle Nutzer*innen der Streaming-Dienste Spotify oder Deezer gelangt man über den obigen Button in die App. Der Podcast ist auch im kostenlosen Spotify-Angebot erhältlich. Allerdings ist er dann durch Werbung umrahmt/unterbrochen – auf deren Auswahl Campact selbst keinen Einfluss hat.

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