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Die 15-Minuten-Stadt

Wie verringern wir den Verkehr in der Stadt, reduzieren den CO₂-Ausstoß und sparen dabei auch noch Zeit? Kurze Wege! Ein neuartiges Stadtplanungskonzept soll das möglich machen.

Aufnahme von Stadtgebäuden: Wie sieht die Stadt der Zukunft aus
Ist das die Stadt der Zukunft? Foto: Nick Wehrli, Pexels

Kurze Wege sind immer von Vorteil. Sie sparen Zeit, Energie und CO₂ ein. Trotzdem sind sie auch in Städten keine Selbstverständlichkeit. Zu lange wurde alles dem Auto angepasst und längere Wege in der Stadt dadurch zumutbar. Kleine Stadtteilzentren wurden vernachlässigt, die Wege immer weiter und mit dem zunehmenden Verkehr immer schlechter, sprich langsamer zu erreichen. Es wird Zeit, dass sich das ändert.

In 15 Minuten ans Ziel

Der französische Stadtforscher Carlos Moreno entwickelte das Konzept der 15-Minuten-Stadt. Die Idee ist ganz einfach: Eine Stadt sollte so geplant sein, dass es vom Wohnort nicht länger als 15 Minuten dauert, um zur Arbeit, zum Supermarkt, zum Arzt oder zum Sportverein zu kommen – und zwar ohne Auto. Dieser Ansatz stellt die Zeit in den Vordergrund, ist aber vor allem aus Nachhaltigkeitsperspektive interessant. Denn er setzt voll auf den ÖPNV und eine gute Infrastruktur für Menschen, die zu Fuß gehen oder Rad fahren. Dadurch kann er der Schlüssel zum Erreichen der Mobilitätswende in Städten sein.

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Die 15-Minuten-Stadt lässt sich natürlich nicht einfach aus dem Boden stampfen. Wir müssen unsere Städte umbauen, um an die kurzen Wege zu kommen, indem wir sogenannte Superblocks einrichten. Das sind Wohnquartiere, durch die kein Durchgangsverkehr durch Kraftfahrzeuge mehr stattfindet, dafür aber viel Platz für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen vorhanden ist. Davon können Kleingewerbe und lokale zivilgesellschaftliche Akteure profitieren.

Barcelona und Paris machen es vor

Den vermutlich umfassendsten Versuch, die Idee von Moreno in die Praxis umzusetzen, hat Barcelona unternommen. In ausgewählten Straßenblöcken wurde ein Drittel der Straßen in fußgängerorientierte, verkehrsberuhigte Bereiche umgewandelt – und gleichzeitig werden nur noch Lieferanten und Anwohner mit dem Auto hereingelassen. Das erhöht die Lebensqualität der Menschen vor Ort und regt grundsätzlich dazu an, das Auto einfach stehenzulassen, weil es ohne schneller geht.

Spätestens seit Paris 2021 fast im gesamten Stadtgebiet Tempo 30 einführte, sind die verkehrspolitischen Ambitionen der Hauptstadt bekannt: Unfälle und Lärm reduzieren, Lebensqualität steigern. Dazu passt das Konzept der Superblocks natürlich perfekt. So sollen in Paris Schulhöfe zu Parks umgestaltet werden, damit sie auch nachmittags und am Wochenende als Erholungsraum zur Verfügung stehen. Die Hälfte aller Parkplätze soll zu Bewegungsflächen und Radwegen umgebaut werden. 

Superblocks in Deutschland

Auch wenn der Begriff Superblock noch kaum bekannt ist, ist das Konzept auch in Deutschland angekommen. Aktuell werden beispielsweise in Hannover drei unterschiedliche Stadtviertel gesucht, in denen Superblocks modellhaft ausprobiert werden sollen. Auch in Frankfurt gibt es erste Versuche, das Konzept der Superblocks umzusetzen, um den Autoverkehr in Wohngebieten zu reduzieren. Im Mai startete in Leipzig das erste Superblocks-Projekt und in Köln kämpfen gerade Anwohner*innen dafür, das Winzerviertel zu einem Superblock zu machen. Sie wünschen sich vor allem mehr Grünflächen und weniger Durchgangsverkehr.

Auch in München soll es testweise Superblocks geben. Nachdem die Stadt schon mit den sogenannten Sommerstraßen gute Erfahrungen gemacht hat, ist dieser Schritt nur konsequent. Seit 2019 sorgt die Stadt in den Sommermonaten in ausgewählten Straßen durch verkehrsberuhigende Elemente wie Sitzgelegenheiten und Blumenkästen für mehr Platz für Fußgänger*innen und Radfahrer*innen. 

Die Mobilitätswende lebt

Die Ampel strebt laut Koalitionsvertrag eine „nachhaltige, effiziente, barrierefreie, intelligente, innovative und für alle bezahlbare Mobilität“ an. In der Praxis streicht sie jedoch Hunderte Millionen dringend benötigte Euro für neue Radwege aus dem Haushalt. Besonders die FDP, die immer noch irrtümlich Automobilität mit Freiheit gleichsetzt, verhindert wichtige verkehrspolitische Projekte hin zu einer zukunftsfähigen, CO₂-armen Mobilität. Da ist es umso erfreulicher zu sehen, dass wenigstens auf lokaler Ebene die Probleme der Zukunft angegangen werden.

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Autor*innen

Matthias Flieder ist studierter Geisteswissenschaftler und seit 2017 Campaigner bei Campact. Nachdem er zuvor für Greenpeace hauptsächlich für Klima- und Umweltschutz aktiv war, versucht er jetzt in allen Politikfeldern progressive Politik voranzubringen. Für den Campact-Blog schreibt er über die Freuden und Leiden des Fahrradfahrens und die deutsche Verkehrspolitik. Alle Beiträge

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