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Wasserverschmutzung: Die 5 größten Probleme in Deutschland

Sei es durch Industrie, Landwirtschaft oder uns Menschen: Wasserverschmutzung gibt es überall in Deutschland. Von der Tesla-Gigafactory bis zum Eisenocker in der Spree – hier sind die fünf größten Probleme.

Eine Hand hält einen Flusskrebs in die Höhe, im Hintergrund ist verschwommen ein Gewässer und Wald zu sehen. Der gefangene Flusskrebs hält einen Plastik-Rührstick zwischen einer seiner Scheren. Deutschland am Hengsteysee/Ruhr
Auch die Vermüllung von Seen, Flüssen und anderen Gewässern in ein Problem in Deutschland und stellt eine gravierende Wasserverschmutzung dar. Hier ist gut zu sehen, wie die Tierwelt sich mit dem Müll arrangieren muss. Foto: IMAGO / blickwinkel

Anlässlich des Weltwassertages am Freitag, dem 22. März, schauen wir uns fünf Beispiele in Deutschland an, wo Gewässer, Grundwasser, Trinkwasser oder auch Abwasser (das wieder aufbereitet wird) extrem verschmutzt sind – durch den Menschen. Denn natürlich gibt es auch natürliche Wasserverschmutzungen: Zum Beispiel, wenn ein Erdrutsch den nächsten Fluss trifft. Oder wenn durch einen ungewöhnlich warmen Sommer die Algenblüte in einem See stark zunimmt. So etwas gehört zum Lauf der Natur, nicht aber der künstliche und oft mutwillige Eingriff des Menschen.

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1. Medikamente und Mikroplastik in allen Gewässern

Medikamentenrückstände, Mikroplastik aus Kosmetika und andere fast unsichtbare Schadstoffe: Einige problematische Inhaltsstoffe aus unserem Alltag überstehen die Abwasserreinigung im Klärwerk. Von dort gelangen sie in unsere Gewässer und zum Teil auch ins Trinkwasser. Die Wasserversorger bemühen sich seit Jahren darum, den Anteil der Schadstoffe gering zu halten – doch ohne die Mithilfe von Verbraucher*innen und Industrie geht es nicht.

Denn gegen Medikamentenrückstände und Mikroplastik hilft auch kein Klären. Dafür brauchen Kläranlagen eine spezielle, vierte Reinigungsstufe. Die ersten drei arbeiten mechanisch, biologisch und chemisch. Eine vierte Stufe wären beispielsweise Nanofilter, Aktivkohlefilter, die Bestrahlung mit ultraviolettem Licht oder der Einsatz des Oxidationsmittels Ozon. Der Einbau und Unterhalt einer solchen vierten Klärstufe ist jedoch sehr teuer und würde die Abwasserkosten für die Menschen vor Ort drastisch erhöhen.

Um den Eintrag von Mikroplastik ins Abwasser zu reduzieren, müssen Industrie und Verbraucher die Herstellung und Verwendung im Alltag minimieren. Bei Medikamenten ist dies schwieriger, da bisher nur für neu zuzulassende Arzneimittel eine Umweltrisikobewertung vorgelegt werden muss. Und bei der Bewertung des ökologischen Gewässerzustands wird die Belastung durch Arzneimitteln bisher nicht berücksichtigt. Dabei kann zum Beispiel der Wirkstoff eines weit verbreiteten Rheumamittels in hohen Konzentrationen zu Nierenschäden bei Fischen führen – und das ist nur einer von vielen schädlichen Wirkstoffen, die zur Wasserverschmutzung beitragen.

2. Die Tesla-Gigafactory in Grünheide bei Berlin

Seit rund zwei Jahren leitet die Gigafactory von Tesla in Grünheide bei Berlin offenbar zu viel Phosphor und Stickstoff ins Abwassersystem. Der Wasserverband drängt nun darauf, Tesla bis auf Weiteres die Abwasserleitung abzudrehen. Das geht aus einem Schreiben des Wasserverbandes Strausberg-Erkner (WSE) hervor, das unter anderem dem Stern vorliegt.

Die Grenzwertüberschreitungen seien zum Teil erheblich – sechsmal mehr Phosphor und Stickstoff als erlaubt! Die Messwerte belegen zudem, dass die Wasserverschmutzung seit zwei Jahren „ständig und in erheblicher Weise“ erfolgt. „Mehrere Aufforderungen und Abmahnungen blieben ergebnislos“, heißt es in dem Papier. „Eine Abhilfe wurde für die Zukunft weder angegangen noch in Aussicht gestellt.“ Von einem Stopp der Produktion, wie ihn der Stern berichtet, ist nach Recherchen des rbb allerdings noch nicht auszugehen.

Tesla begründet die erhöhten Konzentrationen mit Wassersparmaßnahmen in der Fabrik. Diese Wassersparmaßnahmen sollen sicherstellen, dass Tesla nicht übermäßig Trinkwasser in der Region abzapft. Wenn weniger Wasser genutzt werde, sei natürlich auch die Konzentration der Inhaltsstoffe höher. Dennoch belastet dieses Verfahren das Abwasser und damit auch die Kläranlagen in der Region.

Doch nicht nur das Abwasser ist belastet: Da Tesla es mit den Sicherheitsmaßnahmen zum Umweltschutz oft nicht so genau nimmt, ist das Grundwasser und damit die Berliner Wasserversorgung bedroht. Das Tesla-Werk liegt in einem Trinkwasserschutzgebiet, hier wäre besondere Vorsicht. Stattdessen gelangen immer wieder Chemikalien in den Boden und damit ins Grundwasser. Der Konzern spielt die Vorfälle herunter.

3. Eisenocker in der Spree

Die Spree ist ein Fluss in Ostdeutschland, der in Tschechien entspringt, in seinen längsten Teilen aber durch Sachsen, Brandenburg und Berlin fließt, wird seit einigen Jahren immer schlammiger und brauner. Ursache für die „Verockerung“ ist Eisenhydroxid, auch Eisenocker genannt, das als feine Partikel im Wasser schwebt.

Das Eisenhydroxid gelangt vor allem durch den Braunkohletagebau in der Lausitz in die Spree. Steigen die Wasserstände im Lausitzer Braunkohlenrevier oder werden stillgelegte Tagebaue geflutet, werden Sulfat und Eisen aus dem Boden ausgewaschen und dauerhaft in den Fluss gespült. Das Eisenocker lagert sich als Schlamm am Grund ab und färbt die Spree braun.

Eisenocker an sich ist für den Menschen erstmal unbedenklich. Anders verhält es sich mit dem Sulfat. In erhöhten Konzentrationen kann es zu Durchfall führen. Außerdem ist der mit Eisenocker verschlammte Boden eigentlich Lebensraum für Krebstiere, Muscheln und Insekten, der durch den Ockerschlamm zerstört wird. Damit verschwindet die Nahrungsgrundlage für viele Fische. Und weniger oder keine Fische führen dazu, dass auch Wasservögel wie Graureiher, Schwarzstorch und Eisvogel keine Nahrung mehr finden. Ein ganzes Ökosystem leidet also unter der Wasserverschmutzung durch den Braunkohletagebau. Zudem ist die Wasserversorgung in drei Bundesländern gefährdet, denn viele Städte und Gemeinden nutzen die Spree zur Trinkwasserversorgung.

4. Versalzung der Werra

Die Werra entspringt im südlichen Thüringer Wald. Zusammen mit der in Hessen entspringenden Fulda bildet sie ab Hann. Münden die Weser, die bei Bremerhaven in die Nordsee mündet. Die Werra hat eine hervorragende Wasserqualität – bis sie nach wenigen Flusskilometern an den Kali-Bergwerken Phillipsthal und Wintershall passiert. Hier leitet die Salzbergbauindustrie Abfallsalze in die Werra ein. Das Salz löst sich zwar im Wasser, wird aber nicht abgebaut. Das führt zu so hohen Konzentrationen, dass Kleintiere, Fischbestände und Vogelpopulationen extrem darunter leiden: Der BUND spricht von einer „Pökelei“.

Ein Rechenbeispiel: Grundwasser hat im Schnitt einen Salzgehalt von etwa 20 Milligramm pro Liter. Für die Werra dagegen wurde ein Salzgrenzwert von 2,5 Gramm pro Liter festgelegt. Zum Vergleich: Die Nordsee hat im Brackwasser an den Flussmündungen 15 bis 25 Gramm Salz pro Liter. Stellenweise hat sich der Artbestand so drastisch verändert und eingegrenzt, dass die Werra mehr ein Salz- als ein Süßwasserfluss ist. Die Versalzung der Werra setzt sich bis in die Weser fort; das Problem betrifft also mehrere Bundesländer entlang dieses langen Wassersystems. Es wurde diskutiert, eine Salzabwasser-Pipeline bis zur Nordsee zu bauen, um die Werra vor der Wasserverschmutzung zu schützen. Dieser Plan wurde jedoch vorerst verworfen.

5. Nitrat und Pestizide im Grundwasser

Ohne Frage: Die Landwirtschaft ist einer der wichtigsten gesellschaftlichen und wirtschaftlichen Bereiche in Deutschland. Sie prägt unsere Kulturlandschaft und mancherorts profitieren auch Natur und Tierwelt auch von ihr. Bei intensiver, nicht biologisch-orientierter Nutzung stellt sie aber auch eine Gefahr für Umwelt, Mensch und Artenvielfalt dar. Zum Beispiel dort, wo durch intensive Landwirtschaft große Mengen Nitrat über Dünger eingebracht werden. Zu viel Nitrat im Grundwasser kann für den Menschen schädlich sein. Das Düngen mit Nitrat ist erlaubt, an vielen Stellen wird aber übermäßig gedüngt – von der Politik geduldet. Das schadet auf Dauer nicht nur dem Trinkwasser, sondern auch den Böden. Gleiches gilt für das Ausbringen von Pflanzenschutzmitteln, also Pestiziden: Sie ist erlaubt, wird vielerorts exzessiv betrieben. Die Rückstände gelangen ins Grundwasser.

Rund drei Viertel des Trinkwassers in Deutschland werden aus Grundwasser gewonnen. Es ist liegt also in unserem Interesse, es zu schützen: Und das geht auch, indem die wir bäuerlicher und biologischer Landwirtschaft den Vorrang geben vor intensiv wirtschaftenden Agrarkonzernen, die zur Wasserverschmutzung beitragen.

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Autor*innen

Linda Hopius hat Wissenschaftsjournalismus, Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Als freie Journalistin schreibt sie zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Natur- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Redakteurin. Alle Beiträge

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