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So sieht wahre Demokratie-Liebe aus

Ein Fest für die Demokratie: Spannende Redner*innen, Hunderte Gäst*innen und Tausende, die von zu Hause aus live dabei waren. Lies hier, warum Campacts Einsatz nach 20 Jahren noch wichtiger ist und sieh Dir die Highlights des Wochenendes an.

Foto: Campact e.V. / Nick Jaussi

Zwei Tage, Hunderte Gäste, Dutzende Redner*innen und viele helfende Hände – alles im Dienst der Demokratie: Die Feier zum 20. Jubiläum von Campact rückte fast in den Hintergrund angesichts der großen, wichtigen Botschaft der Veranstaltung. Schließlich geht es um nichts weniger als die Rettung unserer Demokratie. Wie Campact vor 20 Jahren ganz klein anfing, kannst Du Dir hier im Video ansehen.

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Lacher, Gratulationen und eine wichtige Verleihung

Am Freitagabend, dem 1. November, kamen erst einmal alle, die diesen 20. Geburtstag feiern wollten. Ganz viele tolle, schlaue Menschen fanden sich dafür in Berlin ein.

Der Abend begann mit einer Rede der Autorin und Publizistin Carolin Emcke, während der sich einige Gänsehautmomente einstellten. Autor und Künstler Marc-Uwe Kling sorgte mit seiner Geburtstagsrede für Lacher. Und auch viele weitere Personen gaben sich für Gratulationen und wichtige inhaltliche Impulse die Ehre, zum Beispiel Grünen-Politikerin Ricarda Lang und der Aktivist für Inklusion und Barrierefreiheit Raúl Krauthausen.

Autor Marc-Uwe Kling beim Campact-Fest. Foto: Nick Jaussi / i.A.v. Campact

Dann wurde es nochmal extra feierlich: Zum ersten Mal in der Geschichte von Campact wurde der „WeAct Bewegt-Was-Preis“ verliehen. In diesem Jahr geht er an die Ozeanschutzorganisation Ocean.Now!

Die Verleihung des WeAct Bewegt-Was-Preises 2024 an Ocean.Now! Foto: Nick Jaussi / i.A.v. Campact

Auf der anschließenden Party war Zeit für Austausch – und Selfies mit der Maus. Die Maus war kürzlich erst mit Campact in ganz Deutschland unterwegs. Ließ hier von ihrer maustastischen Reise.

Wie retten wir unsere Demokratie?

Bei der Konferenz der Demokratie-Stiftung Campact am Samstag, dem 2. November, beschäftigten sich verschiedenste Speaker*innen mit den unterschiedlichen Säulen, auf die sich unsere Demokratie stützt. Den Auftakt machte Natascha Strobl mit ihrer Keynote „Demokratien unter Druck: Wie die Neue Rechte so mächtig wurde“.

Wie die Neue Rechte so mächtig wurde

Weltweit dominieren Rechtsextreme öffentliche Debatten, sie machen Menschen im Netz fertig, spielen dort Krieg. Sie versuchen, demokratische Institutionen zu kontrollieren und von innen heraus zu zerstören. Bei der Demokratie-Konferenz erklärte die österreichische Politikwissenschaftlerin und Rechtsextremismus-Expertin Natascha Strobl in fünf Punkten, warum wir über Faschismus reden müssen. Ihr Fazit:

Der kommende Faschismus ist längst da. Er klopft längst, er kratzt längst an unsere Tür der Demokratie. Und es liegt an uns, dem keinen Einlass zu gewähren.

Natascha Strobl

Das unterschätzte Motiv: Feindbild Feminismus

Wie stark Antifeminismus den Rechtsextremismus ideologisch prägt, darum ging es im Panel mit Alice Hasters und Boussa Thiam. Denn die Täter von Christchurch, Hanau, Halle an der Saale oder der Todesfahrt von Toronto verbindet ein gemeinsames Merkmal: Sie waren alle alleinstehende Männer, die Muslim*innen und Frauen verachten. Alle nannten Frauenhass ausdrücklich als Motiv.

Boussa Thiam während ihres Panels mit Alice Hasters. Foto: Paul Wagner i.A.v. Campact

Bei der Demokratie-Konferenz haben die Moderatorin und Journalistin Boussa Thiam und Journalistin und Buchautorin Alice Hasters erklärt, wie rechter Antifeminismus insbesondere über die sozialen Medien in unseren Alltag eindringt. Wie Frauen in den sozialen Netzwerken traditionelle Rollenbilder glorifizieren, wie schnell mensch bei TikTok auf frauenfeindliche Inhalte trifft und wie junge Männer zunehmend rechtsextremer werden.

Grundsätzlich lässt sich sagen, dass der Hass auf Frauen als eine Art Türöffner, als eine Art Einstiegsdroge in die rechte, in die rechtsextreme Szene gilt.

Boussa Thiam
Graphic Recording von Anja Riese zum Panel "Das unterschätzte Motiv: Feindbild Feminismus" im Rahmen der Demokratie-Konferenz von Campact

Fakt ist: Menschen werden nicht auf einmal rechtsradikal. Oftmals beginnt Antifeminismus viel früher und ist viel versteckter, so Hasters. Ihr Fazit: Wo Frauen und ihre Rechte bedroht sind, ist die ganze Gesellschaft in Gefahr. Wer Gesellschaft neu denken will, muss auch Gleichberechtigung neu denken. Es brauche einen Paradigmenwechsel und auch Männer müssen sich in irgendeiner Form vom Patriarchat emanzipieren. „Ich möchte eben nicht dieses Narrativ: ‚Sie machen das für uns.“ Wir machen das für uns alle!“, betonte Alice Hasters.

Die progressive Linke, Aktionen im Wahljahr und Verantwortung

Daneben gab es viele weitere spannende Impulse – etwa zur Rolle und Verantwortung von Plattformen und Medien beim Aufstieg der Rechten, zu den US-Wahlen oder den Chancen und Risiken eines AfD-Verbots – und Raum zum Vernetzen, etwa beim politischen Speeddating mit den Radikalen Töchtern. Dazu kamen auch kontroverse Diskussionen rund um die Frage, was die progressive Linke in den vergangenen Jahren falsch gemacht hat. Alle Panels, die per Livestream aufgezeichnet wurden, kannst Du Dir bei YouTube nochmals ansehen.

Foto: Paul Wagner i.A.v. Campact

Auf in eine enkelsichere Zukunft

Renate Wanner-Hopp machte den Start bei den Abschlussimpulsen unter dem Thema „Strategien und Aktionsideen für das Wahljahr: Was tun?“. Die Aktive bei „Omas gegen Rechts“ betonte die Wichtigkeit der vielen Anti-Rechts-Demos im Verlauf des Jahres 2024: „Diese Demos waren kein Strohfeuer.“ Sie seien erst der Anfang gewesen.

Wir Omas gegen Rechts haben unser ganzes Leben dafür eingesetzt, dass die Gleichberechtigung zwischen Mann und Frau nicht nur im Grundgesetz stand, sondern auch immer mehr Realität wurde. Und wir werden uns diese Rechte von rückwärtsgewandter Politik der Rechtsextremen nicht wieder nehmen lassen.

Renate Wanner-Hopp, Omas gegen Rechts

Die Omas gegen Rechts sind mit bundesweit über 250 Gruppen und mehr als 35.000 Mitgliedern eine der größten Frauenbewegungen Deutschlands. Und genau diese Gruppen und Mitglieder wollen die Omas gegen Rechts im kommenden Jahr weiter einsetzen, um aktiv gegen Rechtsextremismus einzustehen. Wanner-Hopp: „Wir Omas gegen Rechts werden nicht zulassen, dass die AfD den hundertjährigen Kampf um Gleichberechtigung und Gleichstellung zerstört und ihr reaktionäres, frauenverachtendes Weltbild in unserer Gesellschaft umsetzt.“ Sie stehen für eine „enkelsichere Zukunft“ – ein Standpunkt, der aus dem Publikum mit enthusiastischer Begeisterung unterstützt wurde.

Demokratie-Konferenz endet mit Appell an die radikale Hoffnung

Luisa Neubauer von Fridays for Future schaltete sich für das Abschlusspanel aus Washington D.C., USA, zu. Sie erlebe, dass die Menschen in den USA gerade jetzt kurz vor der Wahl „strategisch hoffnungsvoll“ seien. Denn was solle man auch anderes tun.

„Ich befürchte, dass wir im Jahr 2025 das Jahr erleben werden, in dem wir die politische Debatte an den Populismus verlieren oder vor dem Populismus retten“, sagte Neubauer. Und führte aus, wie man die Deutungshoheit über Begriffe und Debatten behalten und den Populisten das „Futter“ für immer neue Strohfeuer wegnehmen könne. „In den USA kann man das sehr gut beobachten, wie man einen Wahlkampf führt, in dem Klima nicht benannt wird, aber in dem Klima die ganze Zeit stattfindet.“ Es komme auf die Sprache an – und die Motivation, etwas tun zu wollen.

Wir müssen nicht Klimaaktivisten sein, um für die Demokratie auf die Straße zu gehen. Dafür reicht es, Mensch zu sein. (…) Raus aus den Ecken – und Platz einnehmen!

Luisa Neubauer, Fridays for Future
Christoph Bautz bei seinem Abschlussimpuls „Strategien und Aktionsideen für das Wahljahr: Was tun?“ Foto: Paul Wagner i.A.v. Campact

In seinem Abschlussimpuls hob Campact-Geschäftsführer Christoph Bautz einen Punkt hervor: „Eine wehrhafte Demokratie darf sich nicht kaputtsparen lassen.“ Ein wesentlicher Grund für den Aufstieg der extremen Rechten sei, dass viele Menschen den Eindruck hätten, es gehe nicht mehr gerecht zu. Die Lautesten machten die Schwachen dafür verantwortlich. So entstehe der Gedanke, die Demokratie funktioniere nicht mehr. Doch das Jahr 2024 hat gezeigt: Eine wehrhafte Demokratie ist auf den Straßen und kann einen Unterschied machen. Die Demos gegen Rechts und die AfD haben bewiesen, dass Protest etwas verändern kann, nämlich in den Wahlergebnissen.

Wir sind da, wir werden weiter auf der Straße gefragt sein für progressive Ideale, für progressive Erzählungen, für progressive Politik und gegen Rechtsextremismus. Campact wird mit Euch ganz viel auf der Straße organisieren – ich hoffe, ihr seid alle mit dabei. Das ist, was es braucht: Ein Jahr, in dem wieder Hoffnung entsteht.

Campact-Vorstand Christoph Bautz

Sieh Dir hier die Aufzeichnung des Livestreams an

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