AfD Rechtsextremismus
So rechtsextrem ist die AfD im Bundestag
Bei der Bundestagswahl holte die AfD rund 20 Prozent und zieht mit 152 Abgeordneten ins Parlament ein. Die neue Fraktion ist ein Sammelbecken der dunkelsten politischen Ansichten – vom SS-Verharmloser bis hin zum selbsterklärten „freundlichen Gesicht“ des NS.

Ein Beitrag des rechtsextremen AfD-Politikers Matthias Helferich auf TikTok. Foto: IMAGO / Guido Schiefer
AfD so stark wie nie
Die AfD hat ihr Ergebnis im Vergleich zur Bundestagswahl 2021 verdoppelt – mit bundesweit 20,8 Prozent ist sie zweitstärkste Kraft im Bundestag. Vor allem hat sie es geschafft, viele Nicht-Wähler*innen zu mobilisieren. Fast 2 Millionen der AfD-Wähler*innen hatten 2021 nicht gewählt. Die AfD profitiert daher am meisten von der historisch hohen Wahlbeteiligung – sie war so hoch wie seit 1987 nicht. 82,5 Prozent der Wahlberechtigten gaben ihre Stimme ab.
AfD: Wenige Frauen, viele Männer
Für die AfD werden 152 Abgeordnete im neuen Parlament sitzen. Darunter nur 18 Frauen – damit hat die AfD von allen Parteien mit gerade mal 11,8 Prozent den niedrigsten Frauenanteil.
Überraschend sind die vielen neuen Abgeordneten, die Alice Weidel feierlich begrüßt hat: Laut Fraktionsspitze sogar zwei Drittel. Neu in die Fraktion aufgenommen sind Matthias Helferich und Maximilian Krah – zwei selbst parteiintern umstrittene Abgeordnete. Die neue Fraktion ist ein Sammelbecken der dunkelsten politischen Ansichten. Wir stellen einige davon vor.
Matthias Helferich – „Das freundliche Gesicht des NS“
Der bisher fraktionslose Matthias Helferich wurde auf Landeslistenplatz 6 in Nordrhein-Westfalen gewählt. Helferich ist Teil des besonders radikalen Flügels der Partei – und prahlte in der Vergangenheit mit seinen Kontakten in die Neonazi-Szene.
In einem internen Chat bezeichnete sich Helferich als „das freundliche Gesicht des NS“ – deshalb gehörte er der vergangenen AfD-Fraktion auch nicht an. Sein Landesverband in Nordrhein-Westfalen hatte zudem versucht, ihn im Sommer 2024 auszuschließen. Für Alice Weidel ist das ganze „Schnee von gestern“ – sie holt ihn kurz nach der Bundestagswahl zurück in die Bundestagsfraktion.
Maximilian Krah – „Echte Männer sind rechts“
Maximilian Krah war einst ein gefeierter Spitzenkandidat der AfD für die Europawahl – und wurde dann von seiner Partei versteckt. Der Europaabgeordnete stand er unter Verdacht, dass er einen chinesischen Spion beschäftigt, pflegte angeblich Verbindungen nach China und Russland. In einer italienischen Zeitung verharmloste Krah außerdem die SS, wonach das extrem rechte Rassemblement National die Zusammenarbeit im Europaparlament beendete.
Mit Sätzen wie „Echte Männer sind rechts“ wurde Krah berühmt auf TikTok. Er pflegt diverse Kontakte zu Demokratiefeinden – unter anderem zum Verleger Götz Kubitschek oder dem Trump-Berater Steve Bannon.
Beatrix von Storch – Für Waffengewalt an deutschen Grenzen
Beatrix von Storch, stellvertretende Fraktionsvorsitzende der AfD im Bundestag, ist natürlich auch in der neuen Legislaturperiode mit an Board. Beatrix von Storch ist international sehr gut vernetzt – über ihre Verflechtungen in den Adel und zur Gruppe katholischer Fundamentalisten („Tradition, Familie und Privateigentum“ – kurz: TFP) hat Rechtsextremismus-Experte Andreas Kemper bereits berichtet.
Die Berliner AfD-Chefin fabulierte 2016 vom Waffeneinsatz gegen flüchtende Menschen an deutschen Grenzen. Auf die Frage eines Nutzers bei Facebook, ob man „Frauen mit Kindern an der grünen Wiese den Zutritt mit Waffengewalt“ verwehren solle, antwortete sie: „Ja.“ Auch aus den eigenen Reihen wurde sie dafür massiv kritisiert.
Erhard Brucker – Der „Islamexperte“
Der Regensburger AfD-Stadtrat Erhard Brucker ist einer der Gründe, warum das Bayerische Landesamt für Verfassungsschutz die AfD in Bayern weiter beobachten darf. Der 52-Jährige und selbsterklärte „Islamexperte“ spricht im Zusammenhang mit dem Islam von einer „ansteckenden Krankheit, welche zu Hirnerweichung, Intoleranz, Homophobie, Frauenfeindlichkeit etc. führt“. Er pflegt außerdem Kontakte zu Jürgen Elsässer, Chef des rechtsextremen Magazins „Compact“.
Brucker zog als letzter von 22 bayerischen AfD-Abgeordneten in den Bundestag ein. Der Regensburger kandidierte im Wahlkreis Passau, weil die Leute dort laut ihm „konservativer“ seien.
Jan Wenzel Schmidt – Der Ex-Generalsekretär
Jan Wenzel Schmidt ist der AfD bereits ein Jahr nach Gründung beigetreten – und hat seitdem eine steile Karriere hingelegt. Der 33-Jährige hat seinen Wahlkreis in Sachsen-Anhalt bei der Bundestagswahl mit 43,2 Prozent gewonnen.
Laut der Frankfurter Allgemeinen Zeitung gilt er als „wichtiges Scharnier zwischen der AfD und noch extremeren politischen Kräften“. Als Landtagsabgeordneter soll Schmidt einen früheren NPD-Politiker beschäftigt haben. Sein Referent, Christian Lüth, bezeichnet sich selbst als Faschist und fantasierte mutmaßlich davon, Migrant*innen nach Deutschland zu lassen, um sie dann später entweder zu erschießen oder zu vergasen.
Gegen Wenzel Schmidt liegen diverse Vorwürfe vor. Beim Parteitag der sachsen-anhaltischen AfD stand sogar ein Abwahlantrag auf der Tagesordnung. Jan Wenzel Schmidt wurde laut der FAZ unter anderem „eine Vielzahl manipulativer und skrupelloser Methoden“, „Vetternwirtschaft“ und die „Beseitigung von Gegnern“ vorgeworfen. Im Zuge der Vorwürfe soll er einen Tag nach der Bundestagswahl von seinem Amt als Generalsekretär zurückgetreten sein.
Robert Teske – Höckes Büroleiter
Bei der Bundestagswahl kam Robert Teske im Wahlkreis Suhl-Schmalkalden-Meiningen-Hildburghausen-Sonneberg in Südthüringen auf 42,1 Prozent der Stimmen – und zieht mit einem Direktmandat in den Bundestag ein. Der Speditionskaufmann Teske leitete bislang das Büro des Faschisten Björn Höcke.
Die Thüringer AfD wird seit Jahren vom Landesverfassungsschutz als erwiesen rechtsextremistisch eingestuft.
Torben Braga – Mitglied in einer Burschenschaft, die „Ariernachweise“ verlangte
Neu im Parlament ist auch der Höcke-Vertraute Torben Braga. Braga ist bisheriger parlamentarischer Geschäftsführer im Thüringer Landtag. Der 33-Jährige hat laut der Tagesschau einen extremistischen Hintergrund. Er ist Mitglied in einer Burschenschaft, die „Ariernachweise“ verlangte. 2015 leitete er einen Dachverband, dem mehrere vom Verfassungsschutz beobachtete Verbindungen angehörten.
Martina Rose-Marie Kempf – Die Abtreibungsgegnerin
Martina Kempf hat in Freiburg kandidiert und zieht über die Landeslisten ins Parlament ein. Die 60-jährige Juristin soll laut Spiegel Online in einem Verein radikaler Abtreibungsgegner aktiv sein. Bei dem rechten Gerhard Hess Verlag ist 2012 ihr Buch „Frauenfeindlich: Wie Frauen zur Ungeborenentötung gedrängt werden“ erschienen. Der Verlag wurde Anfang 2023 vom AfD-Politiker Volker Münz übernommen.
Ob im Parlament, auf der Straße oder im Internet: Rechtsextremismus ist gefährlich und bedroht unsere Demokratie. Campact setzt sich entschlossen dagegen ein – mit Appellen, Demos und Aktionen im Netz. Gemeinsam mit Campact fordern über 550.000 Menschen ein Verbot der radikalsten AfD-Landesverbände. Mit einer cleveren Kampagne haben wir den rechtspopulistischen TV-Sender AUF1 lahmlegen können. Wir konnten mit viel Geduld ein Stiftungsgesetz erreichen, das der AfD-nahen Desiderius-Erasmus-Stiftung, die staatliche Förderung verwehrt. Und in Sachsen hat die AfD bei der Landtagswahl die nötigen Sitze für eine Sperrminorität verpasst. Schließe Dich uns jetzt an.