Digitalisierung Klimakrise
Her mit ökologischen Utopien für die digitale Welt!
Am Anfang war das Internet geprägt von Aufbruchstimmung und Utopien für eine bessere Zukunft. Wenn wir der Klimakrise digital begegenen wollen, dann braucht es genau diesen Geist zurück.
Als die ersten Menschen, Orte und Informationen digital miteinander verbunden wurden, ganz am Anfang des Internets, muss das eine euphorisierende Vorfreude auf eine neue, freie und offene Welt ausgelöst haben. Mit den ersten Netzwerken wurden auch positive Utopien für eine bessere Zukunft gespannt. Aus der heutigen multiplen Krise heraus betrachtet, macht es fast neidisch daran zu denken, mit welcher Zuversicht sich Menschen am Aufbau des globalen digitalen Dorfs beteiligt haben, an der digitalen Überwindung von Grenzen, an der Befreiung von Wissen, an der Revolution von Arbeit und an der Gestaltung von offenen Begegnungs- und Verständigungssorten. Digitalisierung verspricht auch im Hier und Jetzt das Potenzial, jeden Aspekt des Lebens zu verbessern. Wie kann das beim Klima aussehen?
Der digitale Traum lebt
Die Zeit der großen Internet-Utopien ist leider vorbei. Der Traum ist aber nicht aus. Denn im kleinen sind digitale Dörfer entstanden, wie etwa verschiedene Communitys auf Mastodon oder der Kreis derer, die Pionierarbeit leisten und sich Gedanken über das Verhältnis von Klimawandel und Digitalisierung machen.
Willkommen im Campact-Blog
Schön, dass Du hier bist! Campact ist eine Bürgerbewegung, mit der über 2,5 Millionen Menschen für progressive Politik streiten. Im Campact-Blog schreiben das Team und ausgezeichnete und versierte Gast-Autor*innen zu den Themen, die ihnen wichtig sind.
Überwachungskapitalismus, digitale Gewalt und Versuche, die Freiheit im Internet immer weiter einzuschränken zum Trotz. Würden die digitalen Dörfer, die es heute gibt, existieren, wenn es die Utopien vom Anfang des Internets nicht gegeben hätte? Oder hätte den Menschen, die sich für offene Netze, freie Software, unbeschränkten Zugang zu Wissen und digitaler Demokratisierung einsetzen, auf dem langen Weg die Kraft gefehlt, sich gegen das Wegbaggern durch die digital Mächtigen zu wehren?
Ohne Utopien keine digital-ökologischen Ziele
Mit Digitalisierung und Klimaschutz geht es in sehr kleinen Tippelschrittchen voran. Langsam, zu langsam entsteht ein Bewusstsein dafür, dass digitale Technik so schnell wie möglich so gestaltet werden muss, dass sie in Zukunft hilft, die Folgen des Klimawandels möglichst abzufedern und nicht, wie bisher, zur Verschlechterung der Situation beiträgt. Einer dieser kleinen Schritte ist das Recht auf Reparatur, das aktuell in den Institutionen der Europäischen Union verhandelt wird. Anders als Kommission und Parlament wollen die Regierungen der EU-Länder den Herstellern die geplante Verkürzung der Lebensdauer von technischen Geräten weiterhin erlauben. Der Konsum-Albtraum hat mächtige Fans, die sich Fabriken wünschen, in denen am laufenden Band der Elektroschrott von morgen produziert wird.
Ausschreibung: Das Motto der Digitalwende
Die Energiewende hat ein klares Motto: raus aus fossilen Energieträgern. Was hat die Digitalwende? Auf der re:publica im Juni werden Anja Höfner, Rainer Rehak und Mascha Mascha genau diese Frage stellen. „Wie sieht es eigentlich aus, das Sustainable Paradise?“ Gemeinsam mit der Community geht es auf eine Reise in die Zukunft:
„Wir laden euch ein auf Geschichten aus dem Jahr 2035, in denen erzählt wird, was dann anders ist, welche Pfade verlassen wurden und wie wir in einer digitalisierten Welt leben, die gesellschaftlichen Zusammenhalt stärkt und unseren Planeten bewahrt. Wir wollen nachspüren, was Transformation ganz konkret bedeutet könnte. Um uns von alten Denkmustern und Wahrnehmungen zu lösen, wollen wir aus der wünschenswerten Zukunft aufs Heute blicken. Wie sind wir da hingekommen? Welche digitale Technik haben wir genutzt, wie und wofür? Wie wurden politische Weichen gestellt? Was hat sich auf struktureller Ebene geändert? Welche Paradigmen wurden überwunden?“
Als ich das gelesen habe, habe ich mich gefragt, was passieren muss, damit Menschen mit weniger klimabelastenden digitalem Konsum leben können. Um mit weniger oder ganz ohne fossile Energie, Autos und Abfall leben zu können, brauchen Menschen Alternativen, die im besten Fall das Leben gesünder und entspannter machen. Was brauchen Menschen für die Digitalwende?
Permacomputing erforschen
Friedemann Ebelt engagiert sich für digitale Grundrechte. Im Campact-Blog schreibt er darüber, wie Digitalisierung fair, frei und nachhaltig gelingen kann. Alle Beiträge zu den Themen Digitalisierung und Klimakrise findest Du hier.
Auf einem meiner Streifzüge auf Mastodon bin ich auf die Utopie gestoßen, das ökologische Konzept der Permakultur auf Digitalisierung anzuwenden. Die Utopie für eine Theorie und Praxis des Permacomputings entspringt, wie sollte es anders sein, einer kleinen Online-Community, die herausfinden will, wie ein wirklich nachhaltiger digitaler Lebensstil aussehen kann. Was kann eine transformative Computerkultur sein und welche Ästhetik hätte sie? Das klingt auf den ersten Blick nach sehr viel Fantasie, aber auch Apple, Meta, Amazon, Google und Co. werden von Kulturen getragen. Von den Kulturen der Bequemlichkeit, des Konsums und des Wachstums. Eine echte Digitalwende kann nur aus einer ökologischen Gegenkultur heraus entstehen und diese zu erforschen scheint eine Unternehmung zu sein, die ganz im Zeichen der Anfänge des Internets steht. Überwachungsdystopische Bücher haben wir alle genug gelesen, hier wissen wir, was zu tun ist. Also: Her mit ökologischen Utopien für die digitale Welt!