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5 Dinge, die den Black History Month wichtig machen

Jedes Jahr im Februar wird weltweit der Black History Month gefeiert. Schwarze Menschen und ihre Erfolge stehen dabei im Vordergrund. Warum so ein besonderer Monat wichtig ist, kannst Du hier lesen.

Zu sehen ist ein Graffiti-Portrait einer Schwarzen Frau an einer Mauer im Mauerpark in Berlin. Daneben steht der Schriftzug "Black History its not just a Month".
Ein Graffiti zum Black Histoy Month im Mauerpark in Berlin. Foto: IMAGO / Rolf Zöllner

Mit dem „Black History Month“ gedenken Schwarze Menschen weltweit im Februar ihrer Geschichte und feiern ihre Kultur. Die Initiative ist in den USA und Kanada entstanden. Aber auch in Deutschland wird bundesweit mit vielen unterschiedlichen Veranstaltungen und Aktionen afrodeutsche Geschichte und Persönlichkeiten gefeiert. Das gemeinsame Ziel: Auf Rassismus aufmerksam machen und die Verdrängung von Geschichte verhindern. Und das sind nur zwei von fünf guten Gründen für einen Black History Month.

Hinweis: Schwarz wird in diesem Kontext großgeschrieben, um zu verdeutlichen, dass es sich um ein konstruiertes Zuordnungsmuster handelt. Das großgeschriebene „S“ wird gesetzt, um eine sozio-politische Positionierung in einer mehrheitlich weiß dominierten Gesellschaft zu markieren. Es wird also nicht die Farbe der Haut damit bezeichnet.

1. Er macht auf strukturelle Diskriminierung aufmerksam

Nicht erst seit der Tötung von George Floyd im Mai 2020 in den USA ist klar: Schwarze Menschen werden systematisch schlechter behandelt. Sie werden eher verdächtigt, sind öfter Opfer von Polizeigewalt; sie werden für das gleiche Delikt öfter verurteilt und sitzen länger im Gefängnis als Weiße.

Das sogenannte „Racial Profiling“ und rassistische Verhalten von Polizei und Justiz ist nicht nur in den USA ein Problem. Am 8. August 2022 erschießen Polizeibeamte in Dortmund den 16-jährigen Mouhamed Dramé, obwohl überhaupt keine Bedrohung von ihm ausgeht. Der Prozess gegen die fünf Polizeikräfte ist im Dezember 2023 gestartet. Dass solche Fälle von Polizeigewalt überhaupt vor Gericht landen, ist eine Seltenheit.

Immer mehr Initiativen und Verbände fordern mittlerweile, strukturelle Diskriminierung in Behörden oder öffentlichen Bereichen aufzudecken und zu beseitigen. Eine davon ist „Copservation“. Die Initiative sammelt Berichterstattungen in Print- und Onlinemedien zu kontroversem Polizeiverhalten in Deutschland. Mit einer Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, forderten sie unabhängige Ermittlungsstellen für polizeiliches Fehlverhalten. Die Antwort der Ampel darauf: Ein Gesetzentwurfs zur Einführung eines unabhängigen Bundespolizeibeauftragten. Wie weit dessen Befugnisse zur Aufklärung gehen sollen, ist allerdings unklar und schwammig formuliert.

2. Er ist ein Teil der Aufarbeitung des postkolonialen Erbes

Der Black History Month macht auf das postkoloniale Erbe der USA und europäischer Staaten aufmerksam. Das bedeutet: Er geht auf die Konsequenzen ein, die Schwarze Menschen heute noch erfahren und unter denen sie leiden, weil kolonialistische Großmächte ihren Willen durchgesetzt haben. Bis auf die Verschleppung und Versklavung in Amerika lernen Schüler*innen in Deutschland jedoch recht wenig über Schwarze Geschichte. Sogar die deutsche Kolonialgeschichte ist in Vergessenheit geraten und im Geschichtsunterricht immer noch ein Wahlthema. Allein in Afrika unterdrückte das deutsche Kaiserreich Menschen aus dem heutigen Namibia, Botswana, Tansania, Ruanda und Burundi. Die Kolonialgeschichte aufzuarbeiten bedeutet vor allem auch, auf die Widerstandskämpfe hinzuweisen und sie aus vielen Perspektiven zu erzählen, statt nur aus einem westlichen Blick.

Ein Beispiel dieser schrittweisen Aufarbeitung ist die Debatte um die Benin-Bronzen. Die Bronzen waren 1897 aus dem Palast des Königreichs Edo, im heutigen Nigeria, durch britische Truppen erbeutet worden. In den Sammlungen deutscher Museen waren bis zuletzt über 1000 der Bronzen untergebracht. Im Juli 2022 unterzeichneten Deutschland und Nigeria eine gemeinsame Erklärung zur Rückgabe von Benin-Bronzen und bilateraler Museumskooperation. Dabei wurden die ersten Benin-Bronzen einer nigerianischen Delegation übergeben. Seitdem haben immer mehr Museen die Raubkunst zurückgegeben, so zum Beispiel in Köln, Freiburg und Hamburg. In diesem Zusammenhang werden oft Aufarbeitungsprozesse angeschlossen.

3. Der Black History Month zeigt, wie wir die Gegenwart aktiv fair gestalten können

Aus der Geschichte lernen, um die Gegenwart besser, fairer und gleichberechtigter zu machen: Das ist ein zentrales Ziel des Black History Month. Dafür gibt es weltweit und in Deutschland verschiedenste Initiativen, die sich für Gleichberechtigung einsetzen. Dabei sollen auch postkoloniale und rassistische Denk- und Gesellschaftsstrukturen der Gegenwart aufgedeckt werden. Das Aufmerksam machen auf diskriminierende und verletzte Begriffe oder Redewendungen gehört ebenfalls dazu.

Um die Gegenwart zu verstehen, müssen wir diese Geschichte kennen. Sie ist für alle Menschen in Europa relevant.

Joshua Kwesi Aikins

Das Center for Intersectional Justice zum Beispiel macht auf Mehrfachdiskriminierung aufmerksam. Es setzt sich dafür ein, die Antidiskriminierungs- und Gleichstellungspolitik inklusiver zu gestalten und strukturelle Ungleichheiten in Europa effektiver zu bekämpfen. Mehr zu der Arbeit dieser und anderer Initiativen liest Du hier.

4. Er schafft Räume für Empowerment

Diese Initiativen arbeiten natürlich das ganze Jahr hindurch für ihre Ziele – der Black History Month bietet ihnen dabei zusätzliche Aufmerksamkeit. Ihnen wird die Möglichkeit gegeben, sich einer großen Öffentlichkeit zu präsentieren. Das schafft Sichtbarkeit in der Gesellschaft. Dieses Empowerment, diese Bekräftigung und Befähigung ist wichtig, um zu signalisieren: Ihr, Eure Erfahrungen und Eure Geschichte werden gesehen und wir geben euch den Raum, diese zu erzählen.

In vielen Städten und Gemeinden in Deutschland finden zum Black History Month Konzerte, Lesungen, Ausstellungen, Poetry Slams, historische Rundgänge oder andere Veranstaltungen statt.

5. Er lädt zum Austausch ein

Der Black History Month ist nicht nur für Schwarze Menschen da. Alle sind eingeladen, sich jedes Jahr an diesem besonderen Monat zu beteiligen – und auch nach dem 28. Februar Schwarze Geschichte und Schicksale nicht zu vergessen. Schwarze Geschichte findet das ganze Jahr über statt. Die Initiativen und Vorstöße, die hier erwähnt sind, repräsentieren nur einen Bruchteil der Arbeit, die Schwarze Menschen weltweit tagtäglich tun, um für mehr Sichtbarkeit zu sorgen, die Interessen Schwarzer Menschen zu vertreten und gegen strukturelle Diskriminierung zu kämpfen. Schau genau hin, höre zu, unterstütze und gebe Raum – auch außerhalb des Black History Month.

Wie Du selbst ein effektiver Ally sein kannst, liest Du hier und hier: Themenseite Allyship

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Autor*innen

Linda Hopius ist freie Journalistin und schreibt zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Wald- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Journalistin und kümmert sich im Campact-Blog vor allem um Service-Themen. Alle Beiträge

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