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In 5 Schritten zu Deiner Demo

Wie organisiert man eigentlich eine Demo? Hier liest Du, wie Du in 5 einfachen Schritten zu Deiner eigenen Aktion kommst – und was Du auf keinen Fall vergessen solltest.

Wie organisiert man eigentlich eine Demo? Das Bild zeigt eine Demo-Ordnerin (links), die mehrere Demo-Teilnehmende einer anti-Rechts-Demo in Leipzig am 21. Januar 2024 in eine bestimmte Richtung weist. Was Du neben Ordner*innen noch brauchst, liest Du im Campact-Blog.
Foto: Nora Börding / Campact

Seit Wochen demonstrieren Hunderttausende Menschen überall in Deutschland gegen Rechts und für unsere Demokratie. Dabei gibt es natürlich Demos in den großen Städten wie Berlin, München, Köln und Hamburg. Aber auch in immer mehr kleineren Städte und Gemeinden gibt es Menschen, die eine Demo organisieren. Gerade dort, wo es manchmal auch keine festen Strukturen durch Verbände oder Initiativen gibt, sind solche Proteste wichtig – besonders im ländlichen Raum. Hier ist persönliches Engagement gefragt! Auch als Einzelperson oder Gruppe von Freund*innen lässt sich eine Demo organisieren. 

Übergabe der Petition "Fahren ohne Fahrschein" an Lena Kreck, Berliner Justizministerin. 02.06.22
Ob große Demo oder lokale Aktion: Unser Organizer Björn hat schon alles mitgemacht. Foto: Christof Stache / Campact

Dabei solltest Du allerdings ein paar Dinge beachten, damit alles geregelt und rechtlich korrekt ablaufen kann. In fünf Schritten bist Du bei Deiner eigenen Demo! Campact hat als Bürgerbewegung nun seit 20 Jahren Erfahrung in der Organisation von Demos und Protesten. Deshalb wird bei jedem Punkt Björn, einer unserer erfahrensten Organizer, Dir noch einen besonderen Tipp mit an die Hand geben. 

So organisierst Du eine Demo 

1. Die richtige Versammlungsbehörde finden

Je nachdem, ob Du in einer kreisfreien Stadt, einer Kleinstadt oder einem Dorf wohnst, sind die Ansprechpartner unterschiedliche Behörden. Das können die Stadtverwaltung, die Polizei oder die Kreisverwaltung sein. Damit Du den richtigen Ansprechpartner findest, suche am besten online nach „Demo anmelden“ + dem Namen Deiner Stadt oder Kommune. Das Formular zum Anmelden der Demo findest Du dann meist auf der Website Deiner entsprechenden Versammlungsbehörde.

Tipp von Björn: Häufig findet vor der Demo noch ein sogenanntes Kooperationsgespräch statt. Nach Eingang der Demoanmeldung erfolgt dafür ein Anruf der Versammlungsbehörde, um noch einmal die wichtigsten Details der Demo zu besprechen. Wenn Du selber noch Fragen hast oder unsicher bist, ob Du das Formular vollständig ausgefüllt hast, findest Du die Nummern der entsprechenden Mitarbeiter*innen auch oft online. Oder Du rufst die allgemeine Behördennummer an und lässt Dich durchstellen.

2. Fristen beachten

In den meisten Orten müssen Demos mindestens 48 Stunden vorher angemeldet werden (Ausnahme Bayern: 72 Stunden). Wenn es kurzfristiger ist, gibt es die Option, eine Spontanversammlung anzumelden. Das muss dann meistens telefonisch passieren. Auch diese Kontaktdaten findest Du bei Deiner Versammlungsbehörde.

Tipp von Björn: Es ist auf jeden Fall wichtig, die Demo anzumelden, bevor Du den Aufruf dazu öffentlich bewirbst. Gerade wenn es kurzfristig ist, solltest Du versuchen vor der Bewerbung kurz (ggf. telefonisch) mit der Versammlungsbehörde oder der Polizei zu klären, ob die Demo zu der von Dir geplanten Zeit an dem von Dir geplanten Ort grundsätzlich stattfinden kann. 

Bedenke bei der Wahl der Uhrzeit, dass viele Menschen auch erst nach Feierabend an einer Demo teilnehmen können. Auch solltest Du im Auge behalten, wie früh es bei Dir dunkel wird, damit ihr vor Ort nicht in der Finsternis steht.

3. Zusätzliche Hilfsmittel und Personen organisieren

Je nachdem, wie groß Deine Demo werden soll, brauchst Du auch noch ein bisschen was fürs „drumherum“: Ordner*innen, die den Versammlungsort abgrenzen und den Demo-Zug lenken, technische Hilfsmittel wie Mikro und Lautsprecher, damit auch alle gut die Reden verstehen und vielleicht sogar eine kleine Bühne. Diese Dinge musst Du alle im Formular angeben, deswegen ist es sinnvoll, sich vorher bereits grob darum zu kümmern.

Tipp von Björn: Melde lieber immer erstmal alles an, auch wenn noch nicht sicher ist, ob alle Versammlungsmittel letztlich auch organisiert und verwendet werden. Abmelden ist immer leichter als Nachmelden! Wenn Dinge angemeldet sind, aber nicht verwendet werden, ist das kein Problem, andersrum könnte die Verwendung nicht angemeldeter Versammlungsmittel untersagt werden.

Es macht immer mehr Spaß, eine Demo gemeinsam mit anderen zu organisieren! So könnt ihr die verschiedenen Aufgaben verteilen, euch ein schönes inhaltliches Programm sowie einen Ablaufplan überlegen und die verschiedenen Rollen vor Ort vergeben.

Sprich also gerne Freund*innen an und/oder nimm Kontakt mit lokalen Organisationen und Initiativen auf und erfrage deren Bereitschaft. 

4. Formular ausfüllen

Trage alle Infos zu Zeit und Ort in das Formular ein; das geht oft auch alles online. 

Veranstalter*in ist die Person, die die Demo veranstaltet – also Du! Versammlungsleiter*in ist die Person, welche die Demo eröffnet, sie beendet und die ganze Zeit vor Ort sein muss. Sie ist außerdem Hauptansprechperson für die Polizei. Das kannst Du als Veranstalter*in sein oder jemand anderes. Als Hilfsmittel werden alle Gegenstände verstanden, die der Durchführung der Versammlung dienen oder die Meinungsäußerung ermöglichen: also Fahnen, Plakate, Lautsprecheranlagen, Bühnen und PKW.

Tipp von Björn: Habe keine Angst vor dem Kontakt mit der Polizei. Die Beamt*innen vor Ort sind dafür da, die Sicherheit der Teilnehmenden zu gewährleisten. Bei der Auswahl des Demo-Ortes solltest Du auch die Verkehrssituation vor Ort im Blick haben, damit die Sicherheit der Teilnehmenden, aber auch der Passant*innen (z.B. auch von Fahrrädern) gewährleistet ist. Zudem ist es in der Nähe von befahrenen Straßen häufig auch sehr viel lauter.

5. Infos verbreiten und Menschen Bescheid sagen! 

Ist alles organisiert, sag am besten allen Leuten Bescheid, die Du kennst! Schick die Infos zur Demo an Initiativen, Vereine und andere Gruppen in Deiner Stadt, damit sie diese wiederum über ihre E-Mail-Verteiler weiterverbreiten können. Ruf auch auf Social Media zur Demo auf und verbreite dort die Infos weiter. 

Mit kostenlosen Grafik-Apps wie Canva (Mobil und PC) oder pablo (PC) kannst Du ganz einfach super Grafiken mit allen Infos für Social Media und Co. erstellen. Solche sogenannten Share-Pics werden nachweislich öfter geteilt und auch mehr wahrgenommen als reine Text-Posts!

Schicke am besten auch eine kurze Pressemitteilung mit allen Infos an die lokalen Medien. Hier solltest Du einen Kontakt beifügen, bei dem sich Pressevertreter*innen eventuell für Nachfragen melden können – das kannst Du sein, oder eine andere Person, die den Kontakt mit der Presse übernehmen möchte.

Tipp von Björn: Wenn am nächsten Tag in der Lokalpresse über Deine Demo berichtet werden soll, denke daran, dass Zeitungen häufig einen frühen Redaktionsschluss haben. Denke auch daran, ein paar Fotos zu machen, die Du anschließend über Social Media teilen kannst. Vielleicht kennst Du sogar jemanden der*die gerne Fotos macht und fragst die Person um Unterstützung!

Finale: Auf zur Demo!

Denke daran, Dir das Anmeldeformular und die Anmeldebestätigung auszudrucken, damit Du vor Ort belegen kannst, dass (und was) Du angemeldet hast. Diese bekommst Du in der Regel rechtzeitig vorher per Mail. In der Anmeldebestätigung stehen auch ein paar Auflagen, die Du beachten und eventuell zu Beginn der Demo verkünden musst. Vergiss auch nicht, Deinen Personalausweis mitzunehmen. 

Außerdem: Sei Dir immer bewusst, dass du (D)ein Grundrecht ausübst! Eine Versammlung muss zwar angemeldet werden, aber es braucht keine Genehmigung (daher heißt es auch „Anmeldebestätigung“).

Beachte, dass Ordner*innen volljährig und nüchtern und mit entsprechenden Armbändern gekennzeichnet sein müssen. Die Ordner*innen-Binden kannst Du auch aus Kreppband improvisieren und mit Edding beschriften. Falls Du statt eines Megaphons einen Lautsprecher mit Mikro verwenden willst, denke an die Stromversorgung dafür. Manchmal eignet sich auch eine kleine Erhöhung (z.B. Treppenstufen) als Bühne, um die Teilnehmenden besser mit den Redebeiträgen zu erreichen.


Es ist jetzt besonders wichtig, dass die Ausdauer im Kampf gegen Rechtsextremismus und Rassismus nicht nachlässt. Wir müssen als Gesellschaft weiterhin zeigen, dass wir zusammen für die Demokratie einstehen! 

Unter dem Schlagwort #ZusammenGegenRechts versammeln sich verschiedene Initiativen, Verbände und Einzelpersonen, die einen Protest oder eine Demo organisieren. Schließe Dich ihnen an! Mehr Informationen findest Du auf ihrer Internetseite. Dort kannst Du auch Deine Demo eintragen. Auch die Redaktion des „Volksverpetzer“ stellt zu großen Demo-Tagen eine Übersicht zusammen, auf der Du Dich nach bereits organisierten Demos in Deiner Nähe umschauen kannst. 

In Deiner Nähe gibt es keine Demo? Dann hast Du jetzt das nötige Wissen an der Hand, selbst eine zu organisieren. Viel Erfolg!  

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Autor*innen

Linda Hopius ist freie Journalistin und schreibt zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Wald- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Journalistin und kümmert sich im Campact-Blog vor allem um Service-Themen. Alle Beiträge

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