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AfD-Politiker zu LGBTQ: „Echte Männer sind rechts“

Es soll queere Menschen geben, die die AfD wählen. Das Programm der Partei zur Europawahl haben sie dann wahrscheinlich nicht gelesen – und sich auch nicht näher mit den Spitzenkandidaten Maximilian Krah und Petr Bystron beschäftigt.

Das foto zeigt mehrere Personen von hinten mit Protestschildern. Das Schild in der Mitte zeigt den Text "Bunt ist das Volk".
Foto: IMAGO / aal.photo

Maximilian Krah hat viele Facetten. Ja, wirklich. Der vorgeblich fromme Katholik ist ein strammer Rechtspopulist (oder Rechtsextremist, je nachdem, wen man fragt), ein Putin-Versteher und Freund des chinesischen Regimes, ein Islam-Hasser, in seiner Heimat Dresden auch als Schampus-Max bekannt und dazu noch – wen wundert es an dieser Stelle – zutiefst homophob. Damit ist er in seiner Partei, der AfD, bestens aufgehoben.

„Echte Männer sind rechts“, sagt Krah auf TikTok und gibt dazu passende Dating-Tipps: „Schau keine Pornos. Wähl nicht die Grünen.“ Das mag im kurzen Ausschnitt noch witzig klingen, ist es aber spätestens dann nicht mehr, wenn man es neben seine anderen Aussagen stellt.

Krahs homophobe Ausfälle

Wie die zum Pride Month. Den findet er „widerlich“ und betont das auch gerne: „Das Lustigste, was ich beim Pride Month erlebt habe, war 2021. Da hatte die US-Botschaft in Kabul ganz stolz den Pride Month ausgerufen. Es dauerte keine drei Wochen, bis die Taliban in Kabul eingerückt sind. Ich glaube, dass das die einzig richtige Antwort auf den Pride Month gewesen ist.“ Da musste wahrscheinlich selbst Alice Ich-bin-mit-einer-Frau-verheiratet-aber-nicht-queer Weidel einmal tief durchatmen.

Oder die Regenbogenfahne. Für Krah „das wahre Zeichen dessen, was wir heute als ‚westliche Werte‘ bezeichnen: Identitätspolitik für winzige sexuell definierte Minderheiten auf Kosten der Mehrheit, Hass auf die eigene Tradition und Kultur, Ablehnung der Familie. In einem Wort: Dekadenz.“ All das twitterte er im Juni 2021. Darauf muss man auch erst einmal kommen. Dafür kennt sich der achtfache Vater im Bereich der frühkindlichen Bildung bestens aus. „Derzeit ist es doch Alltag, dass die Drag Queen mit dem queeren Infokoffer in die Kita kommt und den Kindern die Köpfe verdreht“, soll Krah der Frankfurter Rundschau am Telefon gesagt haben.

Petr Bystron, der Mann hinter Krah

Bei all dem Getöse gehen Petr Bystrons homophobe Ausfälle – die Nr. 2 auf der Liste der AfD zur Europawahl – fast unter. Die Ehe für alle bezeichnete er 2017 als „abartig“ und unterlegte seine Tirade mit dem Bild eines Jungen, der einen Delfin küsst.

Wahlprogramm für Heteros

Wenn man bedenkt, dass diese beiden Männer die AfD ins Europaparlament führen wollen, klingt das Wahlprogramm der AfD aus queerer Perspektive fast schon weichgespült. Aber eben nur fast.

Für die AfD ist die Familie das Herzstück unserer Gesellschaft. Eine Familie, die aus Mann und Frau besteht wohlgemerkt: „Andere Formen des Zusammenlebens als die Ehe zwischen Mann und Frau sind zu respektieren, damit aber nicht gleichzustellen.“

Schwule und Lesben dürfen an dieser Stelle also kurz aufatmen – keine offene Diskriminierung. Oder anders ausgedrückt: Sie finden in diesem Wahlprogramm einfach nicht statt. Kein Wort über Benachteiligung im Alltag, Hassverbrechen, Homophobie in der EU oder offene rechtliche Baustellen wie das Abstammungsrecht.

Purer Hass

Anders sieht es bei trans Menschen aus. Sie kriegen im Wahlprogramm den vollen Hass der AfD ab. Für die Partei gibt es nur zwei Geschlechter: Mann und Frau. Alles andere ist skandalöse Gender-Ideologie; die sollte nach Meinung der AfD übrigens nicht mehr von der EU gefördert werden.

Vor allem sorgt sich die AfD um Kinder und Jugendliche, die durch die Gender-Ideologie in ihrem Heranwachsen zu deutschen Heteros gestört werden könnten. Sie will deshalb geschlechtsangleichende Operationen bei Jugendlichen verbieten und die Abgabe von Medikamenten wie etwa Pubertätsblockern rigide einschränken.

Übrigens: Nicht nur queeren Menschen, auch Frauen ganz allgemein möchte die AfD gerne einen festen Platz in der Gesellschaft zuweisen – idealerweise am Herd. Anders lässt sich der Satz „Wir streben Chancengleichheit für Frauen und Männer an und unterstützen es, wenn Menschen traditionelle Geschlechterrollen leben“ nämlich nicht interpretieren.

Die AfD, eine homonationale Partei?

Bleibt die Frage: Warum gibt es queere Menschen, die tatsächlich die AfD wählen? Aus Protest vielleicht. Aus Unwissenheit. Weil sie die Idee einer „homonationalen Partei“ ganz spannend finden – also wirklich glauben, dass Probleme wie Homophobie vor allem importiert sind und sich durch Abschiebungen lösen lassen. Oder weil sie letztendlich stramm rechts sind und geschickt ausblenden könne, dass die Partei sie vielleicht auch „remigrieren“ würde, hätte sie die Chance dazu.

Klar, es gibt offen schwule Politiker in der AfD wie die Bundestagsabgeordneten Kay Gottschalk oder Sven Tritschler. Und dann ist da natürlich noch Alice Weidel. Aber sie machen nun mal keine Politik für queere Menschen, sondern reihen sich wie Tritschler und Weidel mit transfeindlichen Äußerungen in die Parteilinie ein.

Die einzig gute Nachricht: Unter queeren Menschen fällt die Zustimmung zur AfD deutlich geringer aus als in anderen Bevölkerungsgruppen – auch wenn eine methodisch unsaubere Umfrage auf der Datingplattform Romeo vor einigen Wochen etwas anderes suggeriert hat. Die Mehrheit der Lesben, Schwulen, Bisexuellen und trans Menschen ist schlau genug, ihr Kreuz woanders zu machen. Das hat 2021 eine Studie der Justus-Liebig-Universität Gießen im Auftrag des Lesben- und Schwulenverbands gezeigt. Hier kam die AfD auf gerade einmal 2,6 Prozent der Stimmen.

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Autor*innen

Henrik Düker ist Politikwissenschaftler und Soziologe. Bei Campact arbeitet er als Redakteur, im Blog beschäftigt er sich vor allem mit LGBTQIA*-Themen. Alle Beiträge

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