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So sehr belastet die Klimakrise unsere Gesundheit

Die Klimakrise gefährdet unser aller Gesundheit – von Menschen, Tieren und Ökosystemen gleichermaßen. Welche Faktoren unser Wohlergehen am stärksten bedrohen und wie wir die Effekte vielleicht abfangen können.

Demonstrantinnen mit einem Plakat mit der Aufschrift "Klimakrise = Gesundheitskrise" bei einem Klimastreik in Berlin im Jahr 2021.
Demonstrant*innen mit einem Plakat mit der Aufschrift "Klimakrise = Gesundheitskrise" bei einem Klimastreik in Berlin im Jahr 2021. Foto: IMAGO / Fotostand

Jahr für Jahr erleben wir mehr Hitzewellen. „Jahrhunderthochwasser“ machen jährlich neue Schlagzeilen. In den Städten nimmt die Feinstaubbelastung zu – durch Abgase, Industrie und sogar Pollen. Hauptursache für all diese Probleme: die Klimakrise. Der durch den Menschen verstärkte Klimawandel macht es immer schwieriger für eben diese Menschen, zu überleben. Der globale Süden leidet schon seit Jahren unter den Folgen. Aber auch hier in Europa werden die Auswirkungen der Klimakrise auf unsere Gesundheit immer spürbarer. 2024 war bereits ein Jahr der Extreme, und dieser Trend reißt nicht ab.

Die Risiken im Überblick:

Hitze und starke Sonneneinstrahlung

Seit Beginn der Wetteraufzeichnungen in Deutschland im Jahre 1881 wurden elf besonders warme Jahre registriert; das heißt, die Jahresmitteltemperatur war in diesen Jahren ungefähr 2 bis 3°C höher als in den übrigen Jahren. Acht davon wurden im Zeitraum zwischen den Jahren 2000 und 2018 gemessen. Die höheren Temperaturen führen häufiger zu Hitzewellen, die immer länger dauern und intensiver werden. Es gibt mittlerweile auch Langzeit-Vorhersagen für das Klima in Mitteleuropa. Sie zeigen, dass Hitzeperioden bis zum Ende des Jahrhunderts doppelt so wahrscheinlich werden wie bisher und vermutlich auch immer länger dauern werden.

Hitze schadet unserer Gesundheit erheblich. Sie beansprucht den Organismus des Menschen in besonderer Weise und kann zu Problemen des Herz-Kreislaufsystems führen – nicht nur bei Risikogruppen, sondern auch bei gesunden Menschen. Immer mehr Menschen in Europa sterben durch Hitzewellen.

Bei Hitze kann unser Körper sich nicht mehr richtig abkühlen. Dies führt zu Kreislaufproblemen. Typische Symptome sind Kopfschmerzen, Erschöpfung und Benommenheit.

Gesundheitlich von Hitze betroffen sind vor allem:

  • Menschen ab 65 Jahre
  • ältere alleinlebende Menschen, die Probleme mit ihrer Mobilität haben
  • pflegebedürftige Menschen
  • Säuglinge und Kleinkinder
  • Menschen mit Vorerkrankungen
  • Menschen mit akuten Erkrankungen
  • Menschen, die im Freien arbeiten und die körperlich schwer arbeiten
  • Menschen in besonderen Lebenslagen (z. B. Obdachlose, Menschen mit Abhängigkeitserkrankungen)

Auch für Schwangere ist Hitze gefährlich. Besonders heiße Tage belasten des schwangeren Körper zusätzlich und können neuen Studien zufolge zu Frühgeburten führen, die immer eine Gefahr für die schwangere Person und das Kind darstellen.

Hitze geht oft mit starker Sonneneinstrahlung einher. Sie fördert die Entstehung von gesundheitsgefährdendem bodennahen Ozon; einem Reizgas, das mittelfristig zu einer verminderten Lungenfunktion und Einschränkung der körperlichen Leistungsfähigkeit führen kann. Zusätzlich strapaziert die durch viel Sonnenschein bedingte hohe UV-Strahlung die Haut, was zu Hautkrebs führen kann.

Wie man mit Hitze im Sommer umgehen kann, haben wir in diesem Beitrag behandelt. Der Deutsche Wetterdienst (DWD) gibt außerdem eine Broschüre mit Hitze-Tipps und Infos heraus.

Trockenheit und Dürren

Mit anhaltender Hitze und Hitzewellen geht oft auch Trockenheit einher. Aktuell herrscht zum Beispiel in Westeuropa die längste, anhaltende Trockenheitsphase in einem Frühjahr seit Beginn der Wetteraufzeichnungen. Der März, der April und der Mai waren und sind in diesem Jahr ungewöhnlich trocken. Das hat mehrere Konsequenzen: Die Waldbrandgefahr steigt und die Flusspegel- sowie die Grundwasserstände sinken. Pflanzen und Bäume können sich nicht ausreichend mit Oberflächen- oder Grundwasser versorgen und werden dadurch schwächer und anfälliger für Krankheiten. Beispiele aus der jüngeren Vergangenheit gibt es genug:

  • In deutschen Fichtenwäldern – vom Harz über das Sauerland bis zur Eifel – hat sich der Borkenkäfer in den letzten zehn Jahren massiv ausgebreitet. Durch die heißen Sommer Mitte der 2010er-Jahre hatten Fichten und Kiefern ohnehin schon Hitzestress. Der Borkenkäfer konnte die geschwächten Bäume leicht befallen. Die Folgen: 20 Milliarden Euro Schäden in der Forstwirtschaft durch totes, durchfressenes Holz, das kaum jemand kaufen will. Dazu kommen massive Schäden an den Waldökosystemen, die plötzlich mit viel Brachland dastehen und sich erstmal erholen müssen.
  • Bereits jetzt – im Mai – gilt vielerorts in Deutschland Waldbrandgefahr. Im Jahr 2023 zählte das Bundesinformationszentrum Landwirtschaft (BZL) über 100 Brände, bei denen insgesamt 1240 Hektar Waldfläche zerstört wurden. Die meisten Brände ereigneten sich demnach in Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Sachsen.

Dazu kommt, dass wir das aktuell Wasser bräuchten, um unsere Ernährung zu sichern. Denn die Landwirtschaft ist genau jetzt in einer kritischen Phase, in der die Pflanzen sehr viel Wasser brauchen. Wenn es in den kommenden Wochen so wenig regnet, wie angesagt ist, wird es zu Austrocknungserscheinungen kommen – und zu einer schlechten Ernte im Herbst.

Verlust der Biodiversität als Risiko für die Ernährungssicherung

Hand in Hand mit einer Bedrohung der Landwirtschaft und Ernährungssicherheit durch Trockenheit geht ein weiterer Klima-Faktor: die Biodiversität. Eine Studie aus 2017 zeigt: In knapp 30 Jahren ist die Zahl der bestäubenden Insekten um 75 Prozent gesunken. Immer mehr wichtige Bestäuber sterben aus oder landen auf der Roten Liste der gefährdeten Arten. Die Gründe: Überdüngte und biologisch kaum diverse Flächen, Insektengifte wie Glyphosat und eine generell sehr insekten-unfreundliche Landwirtschaft.

Bienen, Fliegen, Falter und Co. sind wichtig für die Landwirtschaft und damit für den Erhalt der Menschheit. Aber natürlich sind sie auch wichtig für die biologischen Ökosysteme, in die sie eingebunden sind. An irgendeiner Stelle in diesem Geflecht steht auch wieder der Mensch. Das Artensterben bedroht direkt auch unser Überleben.

Wir brauchen eine biologisch-soziale Landwirtschaft, die alle Aspekte vereint: Schutz von Klima, Natur und Arten, Biodiversität und soziale Faktoren. Lies hier mehr im Blog zum Thema Landwirtschaft und hier, in welchen Bereichen sich Camapct e.V. für eine vielfältige, bäuerliche Landwirtschaft einsetzt.

Extremwetter-Ereignisse

Auf Trockenheit und Hitze folgt gerade im Sommer gerne plötzlicher, strömender Regen. Oft auch begleitet von starken Winden, die sich immer öfter zu Tornados entwickeln. Der trockene Boden kann die Wassermassen, die sich als Regen auf das Land ergießen, nicht aufnehmen – Flächenversiegelung durch Bebauung und verdichtete Böden durch intensive Landwirtschaft tun ihr übriges. Überschwemmungen wie im Ahrtal oder in Bayern werden zu jährlichen Ereignissen. 2022 wurden rund 1.120 Menschen durch eine Überschwemmung, 271 Personen verloren ihr Leben. Im selben Jahr forderten Stürme 794 Verletzte und 718 Todesopfer. Diese Zahlen sind Teil eines langjährigen Trends.

Allergien

Allergien nehmen in den Industrieländern stark zu. Alleine in Deutschland leidet fast jeder dritte Erwachsenen im Laufe seines Lebens an einer Allergie. Husten, Niesen, Schnupfen, tränende und brennende Augen, Atemnot, Magen-Darm-Beschwerden oder juckende Quaddeln auf der Haut zählen zu den Symptomen. Für viele Betroffene ist ein normaler Alltag kaum möglich. Die Folgen von Klimawandel und Luftverschmutzung führen zu häufiger auftretenden sowie schwereren Allergien.

Pollenallergien bzw. Heuschnupfen gehören zu den häufigsten der sehr invasiven Allergien, rund 15 Prozent aller Deutschen leiden aktuell darunter. Die Klimakrise verschlimmert gerade diese Allergien gegen Pollen von Bäumen und Gräsern. Wärmere Winter und Frühjahre zusammen mit der gestiegenen CO2-Konzentration in der Luft sorgen dafür, dass Pflanzen früher und länger blühen. Durch die Klimakrise fliegen Pollen also früher und länger. Nicht nur die Pollensaison wird länger. Durch mehr CO2 in der Luft produzieren viele Pflanzen mehr und größere Pollen – besonders in Städten. Außerdem steigern die CO2-Konzentration in der Luft sowie Schadstoffe wie Ozon und Feinstaub das Allergiepotenzial der Pollen.

Psychische Belastung durch die Klimakrise

All diese Faktoren (Hitze, Trockenheit, Allergien) sind schon für gesunde Menschen belastend. Menschen mit psychischen Erkrankungen treffen diese Umweltfaktoren noch härter. Temperaturanstieg und Hitzewellen sowie Luftverschmutzung gehen laut der Deutschen Gesellschaft für Psychiatrie und Psychotherapie mit einer Verschlechterung der psychischen Gesundheit einher. Auch das Risiko für Suizide steigt. Naturkatastrophen wie Überschwemmungen, Brände und Stürme bedrohen nicht nur die körperliche Gesundheit, sondern können posttraumatische Belastungsstörungen und andere psychischen Erkrankungen bei den Betroffenen verursachen oder eine bestehende Symptomatik verschlechtern.

Zudem machen sich immer mehr Menschen Sorgen über die Auswirkungen der Klimakrise auf ihr Leben. Das kann gut sein, weil diese Menschen sich häufig zusammenschließen, um gegen die Klimakrise aktiv zu werden. Die Klima-Bewegung Fridays for Future ist aus genau solchen Sorgen entstanden. Kritisch wird es allerdings, wenn die Angst nicht mehr mobilisiert, sondern lähmt und krank macht. Immer mehr Menschen beschreiben ihre Sorgen, Machtlosigkeit und ihr Ausgeliefertsein als „Klimaangst“. Besonders Kinder, Jugendliche und Klimaforscher beschreiben Sympthome, die auf Stress, Depressionen und Angst verweisen, die direkt auf die Veränderung des Klimas zurückzuführen sind. Laut der Sinus-Jugendstudie 2021 haben fast 40 Prozent der jungen Menschen große Angst vor der Klimakrise.

Dabei ist der Begriff „Klimaangst“ nicht als Krankheit zu betrachten – und sollte auch nicht als solche kategorisiert werden. „Das würde den Anschein machen, dass wir lediglich die Angstsymptome behandeln müssen und das Problem dann beseitigt ist“, sagt die Psychotherapeutin Mareike Schulze, Mit-Gründerin der Organisation „Psychologists/Psychotherapists for Future“. „Das ist es aber nicht, denn die Klimakrise existiert weiterhin.“ Klimaangst als Krankheit zu bezeichnen würde zudem den Eindruck erwecken, es sei ein individuelles Problem. Doch die Ursache – die Klimakrise – ist ein globales Problem, das alle Menschen betrifft – und das wir nur gemeinsam weltweit lösen können.


Der Verein BürgerBegehren Klimaschutz e.V. fordert mit einer Petition auf WeAct, der Petitionsplattform von Campact, Klimaschutz im Grundgesetz zu verankern. Schau Dir hier die Forderungen an die neue Bundesregierung an und unterzeichne die Petition:

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Autor*innen

Linda Hopius hat Wissenschaftsjournalismus, Politikwissenschaft und Philosophie studiert. Als freie Journalistin schreibt sie zu den Themen Umwelt und Naturschutz. Dazu arbeitet sie als Naturmentorin in der Natur- und Erlebnispädagogik und berichtet darüber auf ihrem Instagram-Kanal @lindasnaturgeschichten. Für Campact arbeitet sie seit 2024 als freie Redakteurin. Alle Beiträge

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