Antirassismus Rechtsextremismus
In den USA hat Donald Trump antifaschistische Gruppen als Terrororganisation eingestuft. Hierzulande fordert die AfD ein bundesweites Antifa-Verbot.
Wer oder was ist „die Antifa“ überhaupt?
Unter dem Kürzel „Antifa“ engagieren sich bundesweit Menschen gegen rechte Gewalt, Rassismus und Neonazismus. Der Begriff steht für Antifaschismus. Klar definiert ist er nicht, denn „die Antifa“ als geschlossene Gruppe gibt es nicht. Sie hat weder Mitgliedsausweise noch eine gemeinsame Strategie oder einheitliche Organisation. „Antifa“ beschreibt ein breites Spektrum von Gruppen, Netzwerken und Einzelpersonen, die sich lokal und oft ehrenamtlich gegen Faschismus engagieren. Manche protestieren lautstark auf der Straße, andere recherchieren Neonazi-Strukturen, betreiben Bildungsarbeit oder organisieren Mahnwachen gegen Rechtsextremismus und rechte Gewalt.
Der wissenschaftliche Dienst des Bundestags stellt fest: Die Antifa ist „kein in sich geschlossenes politisch-ideologisches Konzept“, sondern ein uneinheitliches Feld. Trotzdem reduziert das rechte Lager sie gern auf den „linksextremen Feind“, dem man den Kampf ansagen will.
Antifaschismus: Eine Geschichte, die nicht endet
Antifaschismus ist keine Erfindung der Gegenwart und kein „linkssextremer Trend“. Er entstand, weil er notwendig war: Schon in den 1920er- und 30er-Jahren organisierten sich Menschen in Europa gegen den Aufstieg des Faschismus – in Italien gegen Mussolini, in Spanien gegen Franco, in Deutschland gegen Hitler.
1932 gründete die Kommunistische Partei Deutschlands (KPD) die sogenannte Antifaschistische Aktion – ein Versuch, linke Kräfte im Kampf gegen die Nationalsozialistische Deutsche Arbeiterpartei (NSDAP) zu bündeln. Ihre Plakate, Aufrufe und Demonstrationen richteten sich gegen den aufkommenden Nationalsozialismus und oft auch gegen das Wegschauen der politischen Mitte.
Nach dem Zweiten Weltkrieg und mit der Teilung Deutschlands prägte der Begriff Antifaschismus zwei sehr unterschiedliche Realitäten. Die DDR inszenierte sich als antifaschistischer Staat, um sich von der NS-Vergangenheit und der Bundesrepublik abzugrenzen, wo viele ehemalige NSDAP-Mitglieder in Behörden und Justiz blieben. Gleichzeitig nutzte die DDR den Begriff, um Kritiker*innen zu unterdrücken. Wer das System infrage stellte, galt schnell als „faschistisch“. So diente Antifaschismus nicht nur der Erinnerung an die NS-Zeit, sondern auch der Rechtfertigung von Überwachung, Zensur und Repression im eigenen Land.
In der Bundesrepublik kämpften Antifaschist*innen gegen alte Nazis in Ämtern, gegen rechtsradikale Gewalt, gegen das Verschweigen der Shoah (hebräisch für „Katastrophe“, auch: Holocaust; meint den nationalsozialistischen Völkermord an den europäischen Juden und Jüdinnen) und später gegen neonazistische Netzwerke. Besonders in den 1980er- und 90er-Jahren, den sogenannten Baseballschlägerjahren, als rechte Gewalt in Ostdeutschland vielerorts Alltag war, wurde ihr Engagement unverzichtbar.
Nach den tödlichen rechtsextremen Anschlägen in Rostock-Lichtenhagen, Mölln und Solingen wurden Antifa-Gruppen zu einem wichtigen Teil zivilgesellschaftlicher Gegenwehr – dort, wo Politik und Behörden oft wegsahen. Antifaschismus war immer unbequem und bleibt notwendig.
USA & Deutschland: Wenn Antifaschismus zum Feindbild wird
In den USA hat Präsident Donald Trump „die Antifa“ kürzlich als Terrororganisation eingestuft, obwohl es gar keine zentrale Organisation gibt. Der Historiker Richard Rohrmoser erklärt im Spiegel: „Durch dieses Labeling kann er linke Gruppen und Demonstrationen verbieten und gegen Oppositionelle vorgehen, sobald irgendwo jemand mit Antifa-Pulli oder einer Antifa-Fahne herumläuft.“ Der Zweck ist klar: antifaschistischen Protest kriminalisieren, abweichende Meinungen delegitimieren.
Ähnlich agiert die AfD in Deutschland. In einem Antrag vom 14. Oktober 2025 fordert sie, „die Antifa“ in Deutschland zu verbieten. 2020 versuchte sie das schon einmal. Damit will sie zivilgesellschaftliches Engagement gegen Rechtsextremismus pauschal kriminalisieren. Die Strategie: Wer sich gegen Faschismus stellt, soll selbst als Extremist*in gelten.
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Sich gegen Rechtsextremismus stellen, Angriffe auf den Rechtsstaat stoppen, Demokratie verteidigen – am wirkungsvollsten geht das gemeinsam. Mit WeAct, der Petitionsplattform von Campact, kannst Du ganz einfach selbst aktiv werden: Petitionen starten, Mitstreiter*innen finden und Politiker*innen zum Handeln bringen. Ob gegen die AfD, für den Schutz von NGOs oder für eine mutige Erinnerungskultur – mit WeAct wird Protest sichtbar und wirksam.
Antifaschismus bleibt notwendig
Dabei ist der Einsatz gegen Antifaschismus heute zwingend nötig. Im vergangenen Jahr hat die Zahl rechtsextremer Straftaten einen neuen Höchststand erreicht. Besonders drastisch ist der Anstieg unter jüngeren Menschen.
Zwar gibt es auch innerhalb der Antifa Gruppen, die militant auftreten oder rechtlich fragwürdige Aktionen durchführen. Aber die ganze antifaschistische Bewegung unter Generalverdacht zu stellen, greift zu kurz.
Denn Antifaschismus bedeutet nicht automatisch, vermummt Steine zu werfen oder Autos anzuzünden. Es heißt, sich deutlich gegen Rassismus, Antisemitismus und rechte Gewalt zu positionieren. Es kann heißen, Erinnerungskultur zu pflegen und sich mit Betroffenen rechtsextremer Gewalt zu solidarisieren.
Zahlreiche antifaschistische Initiativen leisten unverzichtbare Arbeit: sie recherchieren, klären auf, erinnern. Sie handeln dort, wo staatliche Stellen oft zögern oder versagen. Wer dieses Engagement pauschal kriminalisiert, trifft nicht nur einzelne Gruppen – sondern viele engagierte Demokrat*innen. In Schulen, Kultureinrichtungen, Jugendzentren, Gedenkinitiativen. Und schwächt den demokratischen Widerstand gegen Rechtsextremismus.