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5 Punkte beweisen: Behörden haben Glyphosat-Studien verfälscht

Die Weltgesundheitsorganisation hat Glyphosat als "wahrscheinlich krebserregend" eingestuft. Zahlreiche Studien behaupten das Gegenteil - das Gerücht, Glyphosat sei unbedenklich, hält sich hartnäckig. Ein aktueller Report belegt, warum Studien auf das gegensätzliche Ergebnis kommen und welche Fehler gemacht werden.

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Löst Glyphosat Krebs aus? Die Weltgesundheitsorganisation sagt „wahrscheinlich ja“. In der Debatte um den Unkrautvernichter Glyphosat behaupten zahlreiche Studien das Gegenteil. Das deutsche Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR), die Chemie-Behörde der EU (ECHA) und die Lebensmittelbehörde (EFSA) der EU stufen das Pestizid als nicht krebserregend ein. Um zu diesem Urteil zu kommen, haben die Behörden mehrere Wissenschaftsstandards verletzt. Ein neuer Report der Umweltorganisation Global2000 beweist: BfR, ECHA und EFSA haben die Ergebnisse verfälscht.

1. Tumorbefunde wurden ignoriert

Schlampig gearbeitet – das wäre noch eine nette Analyse der Forschungsergebnisse des BfR. Die deutsche Behörde hat für ihre Glyphosat-Bewertung Studien von Herstellern wie Monsanto verwendet – dabei hat sie einiges übersehen. Selbst die Versuche des Pflanzengift-Herstellers zeigen: Glyphosat führt bei Mäusen und Ratten zu Tumoren. Doch diese Tumorbefunde tauchen in der Bewertung des BfR nicht auf. Die europäischen Behörden EFSA und ECHA haben diese ebenfalls „übersehen”.

2. Falsche Behauptungen wurden aufgestellt

Um die Bedeutung der offensichtlichen Krebseffekte abzuschwächen, behaupteten BfR und EFSA: Versuchstiere dürften maximal mit 1000 Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht behandelt werden. Außerdem seien die beobachteten Krebseffekte nur bei „exzessiver Toxizität“ aufgetreten. Doch für Krebsstudien existiert kein Maximum von 1000 Milligramm, das ist frei erfunden. Auch Punkt zwei hält laut dem Report von Global2000 einer wissenschaftlichen Prüfung nicht stand.

„Nur unter massiver Verletzung der eigenen Regeln und Richtlinien war es den EU-Behörden möglich, die krebsauslösende Wirkung von Glyphosat zu leugnen“, Dr. Peter Clausing, Toxikologe und Autor des Reports

https://www.global2000.at/glyphosat-krebsstudien-behoerdenversagen

3. Kausalzusammenhänge wurden ignoriert

Wenn der Effekt, den man untersucht, immer deutlicher wird, je höher die Dosis ist, spricht man von einer Dosis-Wirkung-Beziehung. Das heißt: Je mehr Glyphosat Mäusen verabreicht wird, desto häufiger bilden sich Tumore. Die Behörden BfR, ECHA und EFSA behaupten, ein solcher Zusammenhang würde nicht bestehen.

4. Wissenschaftsstandards wurden gebrochen

Gibt es schwerwiegende Zweifel an Ergebnissen, ziehen Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler “historische Kontrolldaten” zurate. Welche Rohdaten von Versuchstieren aus früheren Studien genutzt werden dürfen, regelt die Organisation für Sicherheit und Zusammenarbeit in Europa (OSZE): Forscher/innen dürfen die Daten nur mit Tieren vom selben Tierstamm vergleichen, die im selben Labor getestet wurden. Und der Versuch darf nicht länger als fünf Jahre zurückliegen.

BfR, EFSA und ECHA haben gegen diese Regeln verstoßen. Zudem verwendeten die Behörden ausschließlich Kontrolldaten, die keinen Tumor-Effekt zeigen – und dass, obwohl diese Studien die OSZE-Regeln missachtet haben.

5. Es wurden nur „Pro-Glyphosat-Studien“ verwendet

Um zu beurteilen, ob Glyphosat Krebs erregt, ziehen Behörden bereits veröffentlichte Studien zurate. Der Report der Umweltorganisation Global2000 zeigt: BfR, EFSA und ECHA verwendeten nur Studien, die Glyphosat als nicht krebserregend einstufen. Studien, die einen Zusammenhang zwischen dem Pflanzengift und der Bildung von Tumoren belegen, wurden ignoriert. Außerdem haben BfR, EFSA und ECHA Studien mit schwerwiegenden Mängeln und unklaren Methoden zurate gezogen.

Noch können wir eine Wiederzulassung stoppen

Der Report von Global2000 zeigt: BfR, EFSA und ECHA haben wissenschaftliche Regeln gebrochen, Studien aus dem Zusammenhang gerissen, verschleiert oder verzerrt. Die EU muss diese Erkenntnisse berücksichtigen. Bis Ende des Jahres entscheidet die EU-Kommission, ob das Pflanzengift Glyphosat weiter zugelassen wird – oder nicht. Die Kommission schlägt vor: für 10 Jahre. In den nächsten Monaten entscheiden dann die EU-Mitgliedsländer, ob Glyphosat weiter auf dem Acker landet.

Wir müssen jetzt dafür sorgen, dass Deutschland diesem Vorschlag nicht zustimmt.

Unterzeichne hier, damit die Bundesregierung die Glyphosat-Zulassung verhindert!

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Autor*innen

… studierte Kulturwissenschaften und Friedensforschung. Danach arbeitete sie im Institut für Friedensforschung und Sicherheitspolitik der Universität Hamburg und bei Greenpeace Deutschland. Sie ist Mitgründerin der deutschen Zweigstelle der nobelpreisgekrönten International Campaign to Abolish Nuclear Weapons (ICAN). Alle Beiträge

14 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Wer erhebt jetzt Klage? – Wo sind die Anwälte die sich auch mal Gedanken um die Gesundheit von Menschen machen? Für mich ist das eine völlig „normale“ Angelegenheit. Es geht um Geld für bestimmte „Gruppen“ und Menschen spielen nur solange eine Rolle wie sie für große Gewinne sorgen.

  2. Campact sauer? … eigentlich sollte es euch eine Bestätigung sein 😉 nun bin vor zwei ca. zwei Jahren durch eine gute Freundin darauf aufmerksam gemacht wurden… und ihr habt immer sehr kritisch über das Unkrautmittel berichtet… .. … nun die genetisch veränderten Pflanzen wachsen mit dem Mist ganz gut, es spart Arbeit, sichert Erträge, schafft Krebs !! es ist sicher wirksam vernichtet es Unkraut und Insekten gleich mit… nunmehr ist es im Urin, der Muttermilch… und natürlich auch dem Bier angelangt und noch vielem mehr….dies halte ich für bedenklich, gerade weil ich ausgesprochen wenig in den Genuss der Muttermilch komme… :p… Spaß beiseite, ich finde der Mensch vergiftet sich aus lauter Habgier schlußendlich selbst, darum habe ich auch sämtliche Petitionen unterschrieben… bleibe sehr gespannt, wie die Geschichte ausgehen wird …

  3. Wenn es keinen Lobbyismus im Europäischen Parlament und in den regionalen Staaten wie der Bundesrepublik Deutschland geben würde, wäre Glyphosat längst verboten. Diese Angelegenheit verhält sich ähnlich wie bei den Holzschutzmittel- und Dämmmaterial-Gutachten von Professoren in den 80er Jahren, die von der jeweiligen Industrie bezahlt wurden. Es ist kaum zu glauben, dass die Umweltministerin Frau Hendriks dies nicht weis. Ich kann den Bürgern nur raten dem Kanzlerkandidaten Herrn Schulz entsprechende Fragen zu stellen. Es wäre an der Zeit endlich Lobbyismus als verdeckte Korruption zu brandmarken und zu ächten.

  4. Die derzeitige Diskussion über Glyphosat beschränkt sich ausschliesslich auf die Frage, ob es krebserregend sei. Dabei hat es vor Jahren (z.B. 2000 und 2001) viele Ergebnisse über andere schädliche Wirkungen von Glyphosat gegeben.
    1. Es vermindert die Stickstoff-Fixierung von Leguminosen.
    2. Es hemmt das Wachstum von Wurzeln.
    3. Die Konzentration mancher Bodenpilze wird erhöht, auch solcher mit schädlicher Wirkung.
    4. Auch bei Konzentrationen unterhalb der empfohlenen werden Zusammensetzung und Konzentration von Bodenmikroben verändert.
    5. Es führt nachweislich zur Bildung von Resistenzen bei Wildpflanzen und hat damit ökologische Auswirkungen.
    Die Genehmigungen basierten zum grossen Teil auf Veröffentlichungen der Industrie in nicht-begutachteten Zeitscgriften.

    • Vielen Dank an Linde Peters wegen der weitergehenden Hinweise auf andere, schwer wiegende Schädigungen durch Glyphosat.
      Alle diese Gifte sollten grundsätzlich verboten und nur unter strengen Auflagen in Einzelfällen ihr Einsatz erlaubt sein.

      Jeder kann was dafür tun: Nur Lebensmittel aus kontrolliert biologischem Anbau kaufen, jedenfalls als die, die es sich leisten können. (Für mich habe ich das auch in sehr knappen Zeiten getan, und es ging.)

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