LGBTQIA*
Corporate Pride
Zum Pride-Monat Juni erstrahlen viele große Unternehmen in den Farben des Regenbogens. Spätestens im Juli ist klar: Meist war alles nur reines Marketing, sogenanntes Pinkwashing.
Firmenlogos im Regenbogen-Design, Pride-Kollektionen, bunte Werbebanner – im Juni ist es oft schwer, den Solidaritätsbekundungen und queeren Produktlinien großer Unternehmen zu entgehen. Sie alle haben den Pride-Monat für sich entdeckt. Weltweit streitet die LGBTQIA*-Community in diesen Wochen für ihre Rechte und feiert sich selbst.
Verlässliches Pinkwashing
Viele Konzerne wittern ihre Chance: auf Umsatz und ein liberales Image. Einen echten Beitrag gegen die Diskriminierung queerer Menschen oder für eine diversere Unternehmenskultur leisten sie dabei oft nicht – dann ist von Pinkwashing die Rede. Ähnlich wie beim Greenwashing, wenn sich Unternehmen umweltbewusst geben, es aber in der Praxis gar nicht sind, ist das Pinkwashing eine Marketingstrategie, die verlässlich jedes Jahr Anfang Juni wieder aufploppt.
Das LGBT-Sandwich
Henrik Düker schreibt im Blog vor allem zu LGBTQIA*-Themen. Lies hier seinen Beitrag zu Regenbogenfamilien:
Viele Aktionen wirken dabei oft lächerlich. McDonalds hatte 2022 bunte Pommes im Angebot, in Österreich verkaufte Burger King seinen Whopper mit identischen Brötchenhälften, um auf „gleiche Liebe und gleiche Rechte“ hinzuweisen. In Großbritannien gab es 2019 bei Marks & Spencers ein LGBT-Sandwich. Das L stand dabei für Lettuce (also grünen Salat), das G für Guacamole, das B für Bacon und das T für die Tomate. Das alles riecht definitiv nach Marketing, nicht nach echtem Engagement.
Einen besonders offensichtlichen Fall des Pinkwashings hat sich die UEFA 2021 geleistet. Während der Fußball-Europameisterschaft der Männer erlaubte sie es nicht, dass die Allianz-Arena in München in Regenbogenfarben leuchtete – angeblich aus Rücksicht auf Ungarn. Auf ihren Social-Media-Kanälen tauchte der Regenbogen kurze Zeit später dann auf.
Solidarität hat Grenzen
Auffällig ist auch: Viele international agierende Unternehmen nutzen den Pride-Monat gerne, um sich tolerant und offen zu zeigen – trauen sich das aber nur in bestimmten Ländern. So haben Firmen wie Mercedes, BMW oder Pfizer ihr Logo auf dem globalen Twitter-Account 2022 in Regenbogenfarben getaucht – im Mittleren Osten haben sie sich das jedoch nicht getraut.
Gleichzeitig spricht nichts dagegen, wenn sich Unternehmen für LGBTQIA*-Rechte stark machen. Ganz im Gegenteil: Ihre Reichweite und ihr Einfluss sind enorm, ebenso ihre finanziellen Mittel. Dieses Engagement darf im Juni auch gerne hochgefahren werden – wenn sich die Firmen auch das restliche Jahr über nach außen und innen für Gleichberechtigung und Diversität einsetzen: mit einer inkludierenden Unternehmenskultur, der Darstellung von nicht-heterosexuellen Personen in Werbeanzeigen und Broschüren (ohne stereotype Bilder und Vorstellungen zu reproduzieren), queerfreundlichem Content in den sozialen Medien oder finanzieller Unterstützung von Kampagnen gegen Diskriminierung.
Campact und der Pride-Monat
Übrigens: Auch wir von Campact haben uns im Pride-Monat engagiert. 30 Tage lang haben wir die Abonnent*innen unseres Pride-Newsletters mit einer kurzen E-Mail rund um Pride- und LGBTQIA*-Themen versorgt. Wir haben informiert, Ungerechtigkeiten aufgezeigt oder einfach Serien- und Filmtipps verschickt. Ebenfalls Pinkwashing, könnte man sagen. Aber: LGBTQIA*-Rechte sind etwas, um das wir uns bei Campact auch ansonsten kümmern. Sei es hier im Blog, auf unserer Petitionsplattform WeAct, während unserer Kampagne zur Ehe für alle oder auch als Arbeitgeber. (Lies hier, was Arbeitgeber*innen tun können, damit sich Menschen der LGBTQIA*-Community im Arbeitsumfeld wohlfühlen.)