Allyship Antirassismus Service
5 Tipps, wie Du rassistische Aussagen kontern kannst
Zum Internationalen Tag gegen Rassismus haben wir fünf Tipps für Dich, wie Du rassistische, homophobe oder frauenfeindliche Kommentare erfolgreich kontern kannst.
Es gibt sicherlich Menschen, die zu Weihnachten, Ostern oder runden Geburtstagen gerne zu ihrer Familie fahren – genauso gibt es aber auch Leute, bei denen solche Treffen mit verschiedenen Familienzweigen immer mit Stress verbunden sind. Da sitzen Personen zusammen unter dem Weihnachtsbaum oder am Esstisch, die sich sonst erfolgreich aus dem Weg gehen, aber dann sich selbst, ihre eigene Geschichte und die der anderen in einer Wohnung versammeln.
Dazu kommen polarisierende, aktuelle Diskussionen: Sei es nun der Krieg in der Ukraine, die Proteste im Iran, Razzien bei Reichsbürgern oder die Aktionen der Letzten Generation. Jeder meint, dazu etwas sagen zu können oder wollen – bei vielen unterschiedlichen Sichtweisen sind Konflikte vorprogrammiert. Zum Internationalen Tag gegen Rassismus haben wir fünf Tipps für Dich, wie Du erfolgreich Deine Ansichten vertrittst und rassistische, homophobe oder frauenfeindliche Kommentare kontern kannst.
Die Debatte rund ums Gendern ist auch ein wahrer Brandherd für Familienfeiern. Argumente dazu, warum Gendern wichtig ist, liest Du hier:
1. Einen kühlen Kopf bewahren
Auch wenn es sicherlich schwerfällt, Ruhe zu bewahren, wenn Großonkel Jürgen mal wieder über „die Flüchtlinge“ fabuliert, die „ja nur hier sind, um Sozialhilfe zu schnorren“ – Zorn mit Zorn zu begegnen, hilft selten. Ein kühler Kopf ist äußerst wichtig bei schwierigen Gesprächen und hilft Dir, die Diskussion auf einem sachlichen Niveau zu halten. Die Gedanken des anderen als abstrus oder reinen Quatsch abzutun, ist nicht zielführend. So schaukeln sich die Gespräche nur weiter hoch; im Zweifel machst Du Dich auch selbst angreifbar, wenn Du unfair, beleidigend oder unter der Gürtellinie konterst.
2. Beispiele einfordern
Die Bundeszentrale für Politische Bildung und verschiedene Initiativen stellen Materialien bereit, in denen Du noch mehr über gekonnte Argumentation lesen kannst:
Wir bleiben bei dem Beispiel mit Großonkel Jürgen. Frag ihn doch mal – ganz ruhig und sachlich – woher er denn sein Wissen zu dem Thema hat. Weise auf Verallgemeinerungen und Widersprüche hin. Gibt er „Alternative Medien“ und Quellen an, die zum Bereich der Rechten Medien oder Verschwörungstheoretikern gehören (zum Beispiel solche, die hier aufgeführt sind), frage, warum genau er denn diesen Quellen vertraut – und wenn Du informiert bist, kannst Du auch gleich sagen, warum Du persönlich sie nicht vertrauenswürdig findest.
3. In Ich-Botschaften sprechen
Generell: Ich-Botschaften funktionieren in solchen Gesprächen besser, denn so vermeidest Du direkte Vorwürfe. Nicht immer ist sich Dein Gegenüber der Bedeutung seiner oder ihrer Aussagen bewusst oder ist umfassend informiert. Gerade rechte Rhetorik funktioniert mit Stereotypen, Verallgemeinerungen oder vermeintlich einfachen Lösungen. Darauf fallen viele Menschen rein. Diese mit Ich-Botschaften zu kontern, bringt Deinem Gegenüber eventuell auch zum Nachdenken; es lässt sie aber auf jeden Fall nicht einfach unkommentiert im Raum stehen („Das habe ich nicht ganz verstanden. Kannst Du das nochmal genauer erklären?“ oder „Ich persönlich denke, dass …“).
Achte auf Deine mentale Gesundheit und Belastbarkeit. Diskussionen oder Streitgespräche können sehr anstrengend werden. Wenn Du nicht diskutieren kannst oder willst, oder weißt, dass es in dieser einen speziellen Situation keinen Zweck hat (zum Beispiel, weil gar keine Bereitschaft für ein offenes Gespräch da ist) – auch dann gibt es Wege, wie Du Dich klar positionieren kannst.
4. Statt kontern: Wechsle das Thema
In manchen Situationen nützen auch die besten Argumente und Strategien nichts. Will Großonkel Jürgen überhaupt ins Gespräch kommen – oder in erster Linie schlechte Stimmung verbreiten? Du musst nicht auf jede Parole reagieren. Eine einfachere Option kann hier sein, zu versuchen, das Thema zu wechseln: Greife einen Aspekt, ein Wort oder einen Ort aus der Diskussion auf und lenke das Gespräch weg. Das kann ein eigenes Erlebnis, eine persönliche Anekdote oder etwas Zwangloses sein, dass Du erzählt bekommen hast („Ach, die Schützenstraße? Luisa hat mir erzählt, dass es da ein ganz tolles Café gibt, da wollte sie mal mit mir hin. Luisa hat auch erzählt, dass…“).
Damit hast Du zwar nicht direkt die Sichtweisen von Großonkel Jürgen herausgefordert – aber ihm immerhin die Bühne genommen, sie weiter zu verbreiten. Vielleicht danken es Dir auch noch andere Familienmitglieder am Tisch stillschweigend, dass Du eingegriffen hast.
5. Grenzen setzen
Weitere Beiträge zum Thema Allyship und solidarische Unterstützung kannst Du hier lesen.
Niemand muss ein schlechtes Gewissen haben, wenn die eigenen Grenzen erreicht sind. Du willst einfach nur ein entspanntes Abendessen, ohne große Debatten zu politischen oder gesellschaftlichen Themen? Dann fordere genau das ein. Vielleicht auch mit dem Vorschlag, das Gespräch zu einem anderen Zeitpunkt fortzuführen. Und wenn die anderen Menschen am Tisch diese Grenze nicht respektieren? Dann stehe auf und gehe. Denn auch ein aktives nicht-partizipieren an verletzenden oder diskriminierenden Gesprächen und Unterhaltungen zeigt, dass Du mit diesen Positionen nicht einverstanden bist. Es setzt ein stilles Zeichen, dass Dein Großonkel Jürgen mit seiner Ansicht keinen Alleingeltungsanspruch hat – und es sehr wohl andere Perspektiven auf das Thema gibt.
Es bleibt zu hoffen, dass Du diese Tipps gar nicht erst brauchst. Aber: Mit diesem Beitrag bist Du mit den nötigen Kontern und Methoden ausgerüstet, um solche Ereignisse gut zu überstehen. Teile den Beitrag doch mit Freund*innen und Bekannten, für die diese Tipps auch nützlich sein könnten!
Anmerkung der Redaktion: Dieser Text zum Kontern von rassistischen Aussagen ist erstmalig im Dezember 2022 erschienen. Wir haben den Text anlässlich zum Internationalen Tag gegen Rassismus aktualisiert und erneut veröffentlicht.