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Feinstaub, Stickoxide, Quecksilber – mir doch egal!

Du findest Kohle langweilig? Richtig, dann lies das hier. Ein Kohle-Realist packt aus.

Anfuehrungszeichen_untenDu findest Kohle langweilig? Dann lies das hier. Ein Kohle-Realist packt aus.

Die immer mit ihrer Kohle. Protestieren ohne Ende. Nörgeln. Meckern. Dabei haben wir doch schon so viele Windräder und Solaranalagen. Es gibt nun wirklich wichtigere Dinge im Leben als ein paar alte Kraftwerke.

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Kohle - wie langweilig. Satire. Grafik: Campact/Sascha Collet [CC BY-NC 2.0]

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OK, ich hab da neulich eine Doku im Fernsehen gesehen. Deutsche Fische sind ganz schön mit Quecksilber vergiftet – Quecksilber aus deutschen Kohlekraftwerken. Und Quecksilber macht dumm. Immerhin – dumme Menschen sollen ja glücklicher sein. Aber gesund ist das Zeug sicher nicht, was da so aus den Schloten rauskommt. Feinstaub, Stickoxide und wie das alles heißt.

Trotzdem, irgendwann sind wir eh alle tot. Und die Zeit bis dahin will ich genießen. Jetzt über Weihnachten fahre ich in die Berge. Snowboarden. Ja, klar, Schnee ist auch nicht mehr sicher. Aber ich fahr immer ganz nach oben. Auf den Gletscher. Noch sind die ja da. Aber lange geht das auch nicht mehr. Die deutsche Braunkohle schmilzt ja zum Beispiel in 17 Tagen den Watzmann-Gletscher. Gut, dann flieg ich halt woanders hin. Kostet ja heutzutage auch nichts mehr.

Hab da gerade ein tolles Schnäppchen gemacht. Im Sommer geht es auf die Malediven. Da fühle ich mich dem Meer ganz nah. Die Inseln liegen im Schnitt nur einen Meter über dem Wasser! Ein herrliches Revier zum Tauchen: Die halten da sogar ihre Kabinettsitzungen unter Wasser ab! – Ach ja, stimmt, das war eine Protestaktion gegen den Klimawandel. Die Malediven sind nämlich massiv bedroht, ansteigender Meeresspiegel, Stürme und so. Hm, und da wohnen ja schon auch irgendwie 350.000 Menschen.

Aber gut, ich meine, wir müssen uns alle verändern. Gibt es ja auch hier in Deutschland. 11.000 Menschen musst da schon umziehen. Alles für den Fortschritt – den Fortschritt der Bagger, wohlgemerkt, die pro Jahr allein im Rheinland eine Million Tonnen CO2 in die Atmosphäre pusten.

Aber natürlich bin ich für den Klimaschutz. Und Deutschland ist da ja auch irgendwie Vorreiter. Oder war es mal, oder so. Neulich habe ich auf Facebook so eine Grafik gesehen, da war Deutschland immerhin auf Platz 5 oder so. Ach ja, richtig, da ging es um die Verantwortung für den Klimawandel. Wäre ja auch komisch, wenn zweihundert Jahre Industriegeschichte spurlos am Weltklima vorbeigingen. Da ist Deutschland jetzt auch in der Pflicht. Verstehe ich.

Also lasst uns jetzt nach vorn gucken. Weit nach vorn. Merkel will jetzt schnell „dekarbonisieren“, wie das nun neudeutsch heißt. Weg von Kohle, Öl und Gas. Bis 2050 schon soll Schluss damit sein. Gut, Merkel ist dann vielleicht auch schon nicht mehr Kanzlerin. Aber das Versprechen klingt erstmal richtig gut.

Und sie macht ja auch was. Letztes Jahr zum Beispiel hat sie den Energiekonzernen Hilfe versprochen, für den Kohleausstieg. Die bekommen jetzt für Ihre alten Kraftwerke, die sie sowieso bald stillgelegt hätten, ein wenig Geld, damit es noch ein kleines bisschen schneller geht. Bezahlen wir über den Strompreis – ist doch Ehrensache. Wobei, 1,6 Mrd. Euro sind ganz schön viel Geld für ein Thema, das mich nicht interessiert.

Ich sag euch: Die Kohle ist so langweilig, da rede ich sogar lieber über das Wetter. Voll krass, meine Oma meinte, sie kann sich nicht daran erinnern, dass es im Dezember mal so warm war wie 2015. Verrückt, oder? Und die Dürre in Süddeutschland dieses Jahr, die hat die Landwirte ziemlich heiß erwischt. Rekordverdächtig.

Das alles sind die Themen, da könnte ich stundenlang drüber quatschen. Aber Kohle? Bleibt mir weg damit. Klingt nach gestern, nach Dinosauriern, römisches Reich und so. Alles vorbei. Ich verstehe das nicht: Immer mehr Menschen meinen die müssten da mitreden, mitentscheiden, nehmen die Sache sogar selbst in die Hand. Mich lockt das nicht mehr hinter dem Ofen hervor.

Und Du? Du findest Kohle doch bestimmt spannend. Gib’s zu. Gut, dann geh doch zu denen.

Geh protestieren,

geh demonstrieren,

geh meinetwegen blockieren. Irgendwas. Aber lass mich damit in Ruhe!

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Autor*innen

Dr. Chris Methmann ist Geschäftsführer von foodwatch Deutschland. Vorher hat er bei Campact Kampagnen geleitet. Als langjähriger Aktivist und Campaigner in der Klimabewegung streitet er für ein Ernährungssystem, das die Grenzen unseres Planeten endlich respektiert – und setzt sich dafür ein, dass nur ehrliches, gesundes und zukunftsfähiges Essen auf unseren Tellern landet. Alle Beiträge

6 Kommentare

Kommentare sind geschlossen
  1. Solche Projekte sind wichtig. Denn sie zeigt auf, wie die deutsche Wirtschaft sich seit Jahren nicht um Umweltbestimmungen schwert. Das gilt besonders für die Kohleindustrie und die Atomenergie.

  2. Das Problem ist, dass mit fossilen und atomaren Energieträgern Geld verdient wird. Jahrzehntelang liest und hört man davon, dass es nicht anders gehe, als Atomenergie, Kohle, Öl und Gas zu nutzen – aber offenbar geht es anders.

    Es war glaub ich eine ZDF-Sendung, in der vor ein paar Jahren dann – man könnte meinen: beiläufig – erwähnt wurde, dass selbst ein einstelliger Prozentsatz der Sahara-Fläche, würde man ihn mit Solarkraftwerken bebauen, den gesamten Energiebedarf der Welt decken könnte.

    Okay, die Umrüstung mag teuer sein, und die Energie ist nicht leicht zu transportieren. (Es gibt jedoch Supraleiter für Strom, und mit Strom lässt sich auch Wasser in Wasserstoff und Sauerstoff spalten und der Wasserstoff als Energieträger mit einer Pipeline nach Europa transportieren. Ist wohl zumindest nicht ein noch größerer Wahnsinn als Kohle- und Atomenergie.)

    Aber man könnte es – vermutlich verhindern es nur die, die Geld mit Kohle und co verdienen wollen. Einfluss haben sie ja.

  3. also ich finde dass wir uns auf einem solchen technischen stand befinden der es uns ermöglicht so wenig umweltbelastung wie möglich zu bewirken… wenn ich das nächste mal im karersee schwimme will ich eben auch keine toten fische schwimmen sehn…
    LG Claudia

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